http://www.kas.de/akademie/de/publications/31863/
Mit Ende des einwöchigen “Zugangsarrests” war man der Herrschaft von “RT” zunächst entkommen, wenn man nicht das Pech hatte, wegen Nichterfüllung der Arbeitsnorm wieder mit ihm Bekanntschaft machen zu müssen. Ich kam in eine 18-Mann-Zelle, Dreistockbetten. Eine miserable Toilette für alle. Das Zuchthaus Cottbus wurde nach der Wende geschlossen, weil es offensichtlich “normalen” Straftätern nicht zuzumuten war. Wir mussten innerhalb des Zuchthauses im Akkord im Dreischicht-System, also auch nachts arbeiten. Ich arbeitete an einer Stanze, 20 Stanzen in einer Halle, Höllenlärm, nur mit Ohropax auszuhalten. Die Norm war hoch. Wer arbeitsunwillig war oder die Norm nicht schaffte, wanderte zurück zu “RT” in den verschärften Arrest, “Mumpe” oder auch “Tigerkäfig” genannt. Ein eiserner Gitterkäfig, der sich innerhalb einer Zelle befand. Der Zugang zum Spind und zum Waschbecken war hinter einer Gittertür versperrt, die nur zeitweilig aufgeschlossen wurde. Das Fenster (zum Lüften) ließ sich über Eisenstangen nur vom Aufseher von außen bedienen. Isolierhaft unter der Herrschaft des Schlägertyps “RT”, ein Druckmittel, bis man wieder arbeitsbereit war. Ich schaffte die Norm und wusste, was mir droht, wenn ich sie nicht erfüllte, hatte ich doch beim “Zugangsarrest” die Gelegenheit gehabt, den “Tigerkäfig” und “RT” kennen zu lernen.
Wenn man abgearbeitet aus der Nachtschicht kam, blühte einem fast regelmäßig das Ergebnis einer “Filzaktion”. Bettzeug, Matratzen, alle persönlichen Gegenstände aus dem Spind, lagen zerstreut auf dem Boden. Jeder hatte dann das “Vergnügen”, seine persönlichen Sachen, Zahnbürste, Briefe usw., wieder zu finden, sein Bett wieder herzustellen, um dann schlafen zu können.
…
Es war unter den Politischen üblich, sich nicht mit “Guten Tag” zu begrüßen, sondern mit “Halte durch”. Jeder hoffte, in den freien Teil Deutschlands entlassen zu werden.
http://www.opk-akte-verfasser.de/sed-diktatur.htm?nocache=1345314301
“Ich wusste, das konnte nicht alles sein.” Nach eineinhalb Jahren wurde ich freigekauft.
Verfasser K.