BoWa » 27.10.2010 18:53 « :
Ehrhart Neubert kennt auf der anderen Seite aber auch die “Kirche im Sozialismus” mit insbesondere seinem eigenen Beitrag für eine nun aber wirklich sozialistische DDR und
gegen all diese, die dann ja auch wegen ihrer illegalen Handlungen wie Republikflucht einsassen.
Den Aufruf: “Helfen Sie uns, eine wahrhaft demokratische Gesellschaft zu gestalten, die auch die Vision eines demokratischen Sozialismus bewahrt”, haben nicht nur Ehrhart Neubert, sondern u. a. auch Christa Wolf und Stephan Heym unterzeichnet.
Aus meinen Stasi-Unterlagen geht hervor, dass es sich bei Christa Wolf und Stephan Heym um “feindlich negative Schriftsteller” handelte, also um Widerständler und Bürgerrechtler.
Bei Ehrhart Neubert wird es ähnlich gewesen sein. Man hat ihn sicherlich als “feindlich negativen Pfarrer” eingestuft, weil er
1984 aus der DDR-CDU ausgetreten war, ab 1984 Referent für Gemeindesoziologie in der Theologischen Studienabteilung beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR in Berlin war, den oppositionellen Kreisen in der DDR angehörte, mit den bürgerrechtlichen Forderungen Robert Havemanns sympathisierte, seit 1979 Mitarbeiter in verschiedenen Friedenskreisen war und dadurch nicht nur in Konflikt mit staatlichen Behörden, sondern auch mit der eigenen Kirche geriet, deren Führung sich den Staatsbehörden teilweise anbiederte, auch als Referent bei der Christlichen Friedenskonferenz auftrat und seine Arbeiten im Westen unter dem Pseudonym Christian Joachim erschienen sind. Wikipedia
Nun wissen wir, dass Christa Wolf und Stephan Heym eifrige Verfechter des demokratischen Sozialismus sind, bzw. waren. Bei Ehrhart Neubert können wir vermuten, dass es bei ihm auch so ist, bzw. war. Das erkennt man daran, dass er mit den bürgerrechtlichen Forderungen Robert Havemanns sympathisierte. Seit 1996 ist er aber Mitglied der West-CDU, somit nun nicht mehr für den Sozialismus, sondern für den Kapitalismus.
Christa Wolf, Stephan Heym, Ehrhart Neubert und Robert Havemann haben nun das Pech, dass sie einem Irrtum verfallen waren. Der Irrtum heißt: “freiheitlich demokratischer Sozialismus”. Sie begriffen nicht, dass Sozialismus und Freiheit Gegensätze sind. Freiheit und Sozialismus (SPD-Parole) gibt es nicht. Sie schließen einander aus.
So passierte es, dass sie einen falschen Aufruf unterschrieben haben. Sie hätten besser den Aufruf der West-CDU unterchreiben sollen, was sie leider nicht taten:
“Freiheit statt Sozialismus” war die wichtigste Parole der CDU bei der Bundestagswahl 1976.
Oder den Aufruf Konrad Adenauers:
Weil sich Christa Wolf in der Friedensbewegung engagierte, besuchte ich sie 1982 in ihrer Berliner Wohnung und berichtete ihr von meinem Berufsverbot als Pazifist. Ihr Ehemann Gerhard war auch anwesend. Beide konnten mir keinen Rat geben. Den einzigen Rat, den sie mir hätten geben können und der etwas getaugt hätte, wäre der gewesen: Gehen Sie in die kapitalistische Bundesrepublik, da gibt es kein Berufsverbot für Pazifisten. Nur das Problem war ja, dass man unzufriedene „Normalbürger“ wie mich ja einfach nicht gehen lassen wollte, sondern nur, wenn sie sich über den Umweg der politischen Haft gut verkaufen ließen. Also hieß es für mich nur: ab in den Knast.
Christa Wolf selbst hatte keine Veranlassung, in die kapitalistische Bundesrepublik zu gehen (man hätte sie übrigens auch ohne Haft sofort gehen lassen), oder für die Einführung des kapitalistischen Systems in der DDR mit einem Aufruf zu werben. Sie konnte ja ihre Werke im bösen Kapitalismus veröffentlichen. Ebenso Stefan Heym. Er konnte sogar eine Lesung aus seinem verbotenen Buch “Der König David Bericht” in unserem Gemeindekirchensaal durchführen. Der brauchte also auch nicht auf den Slogan von Konrad Adenauer bzw. der CDU von der Freiheit zurückzugreifen, er hatte in der DDR genug Freiheit. Er hatte auch die Freiheit, ausreisen zu können.
Das Gleiche gilt auch für Eberhart Neubert. Er konnte im Westen publizieren (unter Pseudonym Christian Joachim), also für Westgeld arbeiten und im Intershop Westartikel einkaufen, also leben wie ein Westler in Freiheit. Auch er hätte ausreisen können – ein Wunschtraum vieler “Normalbürger” der ehemaligen DDR.
Man erkennt aber an den Aussagen von Hildigund Neubert, dass es für die christlichen Neuberts niemals einen Weg zum Kommunismus geben kann: 062 Hildigund Neubert: Es ist fahrlässig gerade von einer Bischöfin…
Verfasser K.