110. Offener Brief an die Parteivorsitzenden der Linken

Quelle: VOS-Bundesgeschäftsstelle

Ich möchte den Brief auch unterzeichnen:

Ralf Kotowski, Ing. i.R., ehemals inhaftiert in Hohenschönhausen

Stellungnahme zu den Äußerungen von Sahra Wagenknecht

Auszug aus der Stellungnahme:

“Die Geborgenheit der DDR war die Geborgenheit einer Gefängniszelle.” Hildigund Neubert, MDR.de

Die Perspektiven in der DDR waren eine immer weiter fortschreitende relative Verarmung, Verelendung und Verdummung des Volkes. Dies ging einher mit einer katastrophalen Umweltverschmutzung.

Das Bildungssystem in der ehemaligen DDR

war vom Ansatz her nicht schlecht, aber ineffizient, kostete dem Staat im Verhältnis zum Nutzen zu viel Geld. Das Wissen der Ausgebildeten wurde zu wenig genutzt, weil die Wirtschaft zu bürokratisch war, weil die Besetzung von leitenden Stellen nicht vom Können, sondern vom Parteibuch abhängig war. Elitenförderung war ebenfalls vom Parteibuch abhängig. Das Prinzip der Leistung wurde nicht genügend berücksichtigt. Wer als Katholik die Jugendweihe (Schwur auf den Staat), oder Kriegsspielzeug in Kindergärten, vormilitärische Ausbildung und Wehrkundeunterricht in der Schule ablehne, hatte Schwierigkeiten, später einen Studienplatz zu bekommen, auch wenn er beste schulische Leistungen zeigte. Niemand konnte seines Postens enthoben werden, wenn er seinen Job schlecht machte, außer aus politischen Gründen. Die Bildung wirkte sich nicht gewinnbringend für die Gesellschaft aus. Viele studierten und weigerten sich, Leitungsfunktionen zu übernehmen, weil sie sich den Stress mit der Partei nicht antun wollten. Alles lief nach Plan. Neue Ideen von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Wirtschaftlern konnten nicht schnell genug bzw. gar nicht umgesetzt werden. Es herrschte zu wenig Freiheit durch die Planwirtschaft und die Vorgaben der Partei. Das fing schon mit der Beschaffung des Materials an, das fehlte. Der Zugang zur internationalen Wissenschaft war versperrt. Internationale Fachbücher fehlten. Experten durften nicht Tagungen im westlichen Ausland besuchen, es durfte nur ein linientreuer Parteigenosse fahren, der gewöhnlich weniger Ahnung von der Materie hatte. “Von der Sowjetunion lernen, heißt Siegen lernen”, war die Parole. Von ihr kam aber nicht der wissenschaftlich- technische Fortschritt, weil das System genauso bürokratisch war. Der Begriff “Lyssenkoismus” gilt als Schlagwort für die Unterordnung wissenschaftlicher Erkenntnis unter die Wunschvorstellungen der Politik. Als Videomessingenieur weiß ich, dass wir bei der Einführung des Farbfernsehens gezwungen waren, SECAM-Coder von der SU zu kaufen. Sie hatten die Größe eines Kleiderschrankes und waren technisch unbrauchbar. Die Westgeräte waren ein Zoll hoch und mussten dann später nachbestellt werden. Im eigenen Versuchslabor haben wir den SED-Funktionären vorgeführt, dass das PAL-System besser ist, wir durften es aus politischen Gründen aber nicht einführen, weil der Westen für uns tabu war. Das führte zur Unzufriedenheit. Die Menschen erwarteten mehr, wollten sich von der Partei nicht für dumm verkaufen lassen. So war es überall. Was dann auch zum wirtschaftlichen und moralischen Untergang der DDR führte.

Meine beiden Töchter hatten und haben eine Perspektive in der Bundesrepublik Deutschland. Die aus der DDR mitgebrachte Tochter konnte ein Gymnasium besuchen, was in der DDR wegen der katholischen Mutter fraglich gewesen wäre. Obwohl es ein privates (katholisches) war, musste kein Schulgeld bezahlt werden. Büchergeldzahlung wurde auf Antrag erlassen, wenn Bedürftigkeit vorlag. Dieses Gymnasium haben wir gewählt, weil es einen guten Ruf hatte. Der Besuch eines staatlichen Gymnasiums wäre ebenso gut möglich gewesen. Studium eines naturwissenschaftlichen Faches an der Uni war kein Problem, da Bafög gezahlt wurde. Nur die Hälfte musste zurückgezahlt werden, und das nur bei Berufstätigkeit. Die andere Hälfte trug der Staat. Da meine Tochter als Diplomgeologe im Umweltschutz Arbeit fand, ist die Rückzahlung problemlos erfolgt. Die im Westen geborene Tochter hat sich nach dem Abitur (gleiches Gymnasium) eine Fachrichtung in der Kunst ausgesucht, die ganz ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Dank ihrer sehr guten schulischen Leistungen und ihres künstlerischen Talents bestand sie die strenge Aufnahmeprüfung an einer Spezialhochschule, die an der Spitze in Europa steht. Sie hat eine Perspektive, wie sie in der DDR nicht möglich gewesen wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nach Beendigung ihres Studiums nicht arbeitslos sein wird.

Die sozialen Verhältnisse in der ehemaligen DDR sind mitnichten zu loben und hervorzuheben

“Die Qualität der gesundheitlichen Versorgung lag in der ehemaligen DDR deutlich niedriger als in der Bundesrepublik: Es gab in der ehemaligen DDR nicht nur Mängel in Bezug auf den Bauzustand und die infrastrukturelle sowie apparativ-technische Ausstattung der Gesundheitseinrichtungen; vielmehr stand der Zugang zu moderner Medizintechnik, zu hochwertigen Arzneien, Heil- und Hilfsmitteln und zur Spitzenmedizin in Diagnostik und Therapie nicht allen Bürgern, sondern nur einer kleinen Gruppe von Privilegierten offen. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung war im Osten insgesamt betrachtet schlechter als im Westen. Die Lebenserwartung, die in den 50er Jahren noch völlig gleich war, entwickelte sich seit Mitte der 70er Jahre im Westen erheblich günstiger als im Osten und lag im Zeitpunkt der Wiedervereinigung um zwei bis drei Jahre höher als in der ehemaligen DDR.” (Deutscher Bundestag: Drucksache 13/2413 vom 22.09.1995)

Zum Thema medizinische Betreuung in der DDR kann ich persönlich noch hinzufügen, dass meine Frau in der DDR fast ein ersticktes, d. h. evtl. dann ein geistig behindertes Kind zur Welt gebracht hätte. Das Klinik-Personal ging einfach in die Mittagspause und ließ meine hochschwangere Frau allein. Das Köpfchen des Kindes trat heraus und meine Frau musste es mit ihren Händen festhalten und solange warten, bis jemand kam und ihr bei der Entbindung half. Bei der Geburt ihres zweiten Kindes im Westen war dagegen ein ganzes Team von Ärzten und Helfern ständig um sie herum. Da sie schon 44 Jahre alt war, wurde über Fruchtwasseruntersuchung geprüft, ob das Kind gesund ist. Den Unterschied in der medizinischen Betreuung empfand meine Frau wie Tag und Nacht.

Meine Frau klagte über Schmerzen in den Händen. Das lag am Karpaltunnelsyndrom. In der DDR wusste man überhaupt nicht, was das ist, hat sie also Jahre lang falsch bzw. gar nicht behandelt. Im Westen wurde sie von Spezialisten operiert und zwar in einer bestens dafür eingerichteten Ambulanz gleich um die Ecke. Ihre Beschwerden sind verschwunden.

Führende Politiker aus der DDR (z. B. Frau Dr. Angela Merkel) haben von den Misserfolgen der DDR gelernt und steuern gegen die sozialistische Planwirtschaft, bauen auf die soziale Marktwirtschaft (Erhardt – CDU), was mehr Mittel für Sozialleistungen schafft, als der Sozialismus es je konnte.

In der heutigen Bundesrepublik gibt es kostengünstige Kinderbetreuung, kostenlose Schulbildung und berufliche Perspektiven. Wenn es an manchen Stellen für reichere Eltern etwas kostet und man sich um die Perspektiven auch mal ein bisschen selbst kümmern muss, so ist es zumutbar. Wobei man bei der Perspektive den Vorteil hat, nicht wie in der DDR das annehmen zu müssen, was der Staat für einen bestimmt hat, wo man keine andere Wahl hatte.

Es gibt aber noch weit mehr in der Bundesrepublik Deutschland: Freiheit, Demokratie, Wohlstand, eine bessere Umwelt und Rechtssicherheit, was die DDR nicht bieten konnte. Es gibt auch nicht den Zwang, für Kinderbetreuung, Schulbildung und berufliche Perspektiven mit Kriegsspielzeug in Kindergärten, vormilitärischer Ausbildung und Wehrkundeunterricht bei der Schulausbildung und der Verpflichtung auf 3 Jahre NVA bei der berufliche Perspektiven zu “bezahlen”. Das haben die Bürgerrechtler erkannt. Darum haben sie zu Recht die Revolution initiiert.

Verfasser K.

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“Die Qualität der gesundheitlichen Versorgung lag in der ehemaligen DDR deutlich niedriger als in der Bundesrepublik: Es gab in der ehemaligen DDR nicht nur Mängel in Bezug auf den Bauzustand und die infrastrukturelle sowie apparativ-technische Ausstattung der Gesundheitseinrichtungen; vielmehr stand der Zugang zu moderner Medizintechnik, zu hochwertigen Arzneien, Heil- und Hilfsmitteln und zur Spitzenmedizin in Diagnostik und Therapie nicht allen Bürgern, sondern nur einer kleinen Gruppe von Privilegierten offen. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung war im Osten insgesamt betrachtet schlechter als im Westen. Die Lebenserwartung, die in den 50er Jahren noch völlig gleich war, entwickelte sich seit Mitte der 70er Jahre im Westen erheblich günstiger als im Osten und lag im Zeitpunkt der Wiedervereinigung um zwei bis drei Jahre höher als in der ehemaligen DDR.” (Deutscher Bundestag: Drucksache 13/2413 vom 22.09.1995)

Zum Thema medizinische Betreuung in der DDR kann ich persönlich noch hinzufügen, dass meine Frau in der DDR fast ein ersticktes, d. h. evtl. dann ein geistig behindertes Kind zur Welt gebracht hätte. Das Klinik-Personal ging einfach in die Mittagspause und ließ meine hochschwangere Frau allein. Das Köpfchen des Kindes trat heraus und meine Frau musste es mit ihren Händen festhalten und solange warten, bis jemand kam und ihr bei der Entbindung half. Bei der Geburt ihres zweiten Kindes im Westen war dagegen ein ganzes Team von Ärzten und Helfern ständig um sie herum. Da sie schon 44 Jahre alt war, wurde über Fruchtwasseruntersuchung geprüft, ob das Kind gesund ist. Den Unterschied in der medizinischen Betreuung empfand meine Frau wie Tag und Nacht.

Meine Frau klagte über Schmerzen in den Händen. Das lag am Karpaltunnelsyndrom. In der DDR wusste man überhaupt nicht, was das ist, hat sie also Jahre lang falsch bzw. gar nicht behandelt. Im Westen wurde sie von Spezialisten operiert und zwar in einer bestens dafür eingerichteten Ambulanz gleich um die Ecke. Ihre Beschwerden sind verschwunden.

Führende Politiker aus der DDR (z. B. Frau Dr. Angela Merkel) haben von den Misserfolgen der DDR gelernt und steuern gegen die sozialistische Planwirtschaft, bauen auf die soziale Marktwirtschaft (Erhardt – CDU), was mehr Mittel für Sozialleistungen schafft, als der Sozialismus es je konnte.

In der heutigen Bundesrepublik gibt es kostenlose Kinderbetreuung, Schulbildung und berufliche Perspektiven. Wenn es an manchen Stellen für reichere Eltern etwas kostet und man sich um die Perspektiven auch mal ein bisschen selbst kümmern muss, so ist es zumutbar. Wobei man bei der Perspektive den Vorteil hat, nicht wie in der DDR das annehmen zu müssen, was der Staat für einen bestimmt hat, wo man keine andere Wahl hatte.

Es gibt aber noch weit mehr in der Bundesrepublik Deutschland: Freiheit, Demokratie, Wohlstand, eine bessere Umwelt und Rechtssicherheit, was die DDR nicht bieten konnte. Es gibt auch nicht den Zwang, für Kinderbetreuung, Schulbildung und berufliche Perspektiven mit Kinderspielzeug in Kindergärten, vormilitärischer Ausbildung und Wehrkundeunterricht bei der Schulausbildung und der Verpflichtung auf 3 Jahre NVA bei der berufliche Perspektiven zu “bezahlen”. Das haben die Bürgerrechtler erkannt. Darum haben sie zu Recht die Revolution initiiert.

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