Eine Zeitreise 25 Jahre zurück: Geschichtsunterricht einmal anders
18.03.2015 – 11:04 Uhr
Beim Planspiel für die zehnten Klassen des Arnstädter Gymnasiums arbeiteten Frederike, Megan, Luisa, Jörg Kaps, Birgit Siegmann, Marcus, Lukas und Samuel (von links) eng zusammen . Foto: Hans-Peter Stadermann
Wenn man Kindern und Jugendlichen das Thema Geschichte näherbringen will, muss das nicht immer unter dem Modell des Frontalunterrichts erfolgen – im Gegenteil. Auch in diesem Jahr findet für die zehnten Klassen des Staatlichen Gymnasiums in Arnstadt das Projekt “Spurensuche” statt. Hier sollen sie die Grundzüge der Deutschen Demokratischen Republik kennenlernen – gemeinsam und in der Form eines Planspiels. Jörg Kaps, Mitarbeiter bei der Stadtjugendpflege in Arnstadt, arbeitet seit vielen Jahren gemeinsam mit Kindern beziehungsweise Jugendlichen und widmet sich dabei auch der Vermittlung von historischen Themen. Kaps, der ebenfalls als Sozialarbeiter am Arnstädter Gymnasium wirkt, rief vor acht Jahren die Idee eines Planspiels ins Leben. Sein Hauptanliegen war und ist es noch, den Kindern historische Themen anschaulich und nachvollziehbar zu vermitteln. Sein Augenmerk liegt dabei vordergründig auf dem Zeitraum der DDR in Thüringen.
Viele Jugendliche wissen nur wenig über die DDR
“Ich habe gemerkt, dass viele Jugendliche fast nichts mehr über die DDR wissen. Oft wird das Thema im Geschichtsunterricht aus Zeitmangel kaum behandelt und wenn, dann nur sehr kurz”, so Kaps. Deshalb stellte er sich die Frage, wie man Jugendliche für ein Thema begeistern kann, welches auch die meisten Eltern und Großeltern der Schüler betrifft – die Deutsche Demokratische Republik. Anklang fand er bei Jörg Drieselmann, Uwe Hillmer und Birgit Siegmann, welche im Stasimuseum in Berlin arbeiten. Zu viert vermitteln sie jährlich den zehnten Klassen des Arnstädter Gymnasiums das Leben in der DDR in Form eines Planspiels. Dabei geben sie eine fiktive Situation vor, in welche sich die Jugendlichen einordnen müssen. Die Klasse wird dabei in drei Gruppen aufgeteilt: Eine der Gruppen übernimmt die Rolle einer Band, die in der DDR Musik machen will, während die anderen beiden Gruppen die Positionen von DDR-Institutionen besetzen – von Betriebsleitern, über Mitarbeiter der Staatssicherheit, bis hin zu SED-Mitgliedern – jeder ist durch einen Schüler vertreten. Dabei sind die Rollenbilder genau festgelegt: Die Jugendlichen müssen sich an ihre Rolle halten und der Zeit entsprechend handeln. Nachdem sich die Schüler in ihr Rollenbild eingearbeitet haben, treffen sich die drei Gruppen und versuchen, den Alltag in der DDR miteinander nachzustellen.
Schüler lernen, wie die DDR funktioniert hat
In dem Planspiel geht es um die Gründung einer Musikband und deren Weg bis zu ihren ersten Auftritten: Welche bürokratischen Tücken müssen die Bandmitglieder beachten? Darf die Band dort auftreten, wo sie möchte? Und was braucht man, um als Band in der Deutschen Demokratischen Republik erfolgreich zu sein? Die Schüler sollen am Beispiel lernen, wie das System in der DDR funktionierte. Nebenbei erfahren die Schüler von den Betreuern anhand kurzer Anekdoten Grundlegendes zur Deutschen Demokratischen Republik: Wie hat die Planwirtschaft funktioniert? Was bedeutet die Abkürzung “FDJ” (Freie Deutsche Jugend/Anm. d. Red.)? Wie funktionierte die Hierarchie in der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands)? Von den Gymnasiasten, die am Projekt teilnehmen, gibt es meist eine positive Resonanz. “Bisher kamen viele Schüler am Ende eines Planspiels zu mir und sagten, dass sie durch das Projekt viel mehr über die DDR gelernt haben, als im Schulunterricht. Da sie selber die fiktive Rolle eines Bürgers der Deutschen Demokratischen Republik annehmen mussten, setzten sie sich aktiv mit dem Regime auseinander und können danach gewisse Vorgänge und Zustände der damaligen Zeit einfach besser nachvollziehen”, sagt Jörg Kaps. Wegen der positiven Rückmeldungen der Schüler wird das Planspiel auch für die folgenden zehnten Klassen am Gymnasium Arnstadt angeboten.
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(Unfruchtbare Diskussion mit einem fanatischen Verfechter der verbrecherischen kommunistischen Ideologie)