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Diese Frage kann und sollte nur das Stasi-Opfer Olaf SCHÜTZE selbst beantworten.
Das Wort “Kameradenschwein“ gehörte zum Sprachschatz der NSDAP und des Volkssturms. Menschen, die den Ausdruck benutzen, haben ein Denk- und Sprachniveau, auf das man sich als aufrechter Charakter nicht begeben darf, finde ich. Wer ihn benutzt, fühlt sich möglicherweise auch im Kennedy Grill beim Rathaus Schöneberg zu Hause, wo man Kameradschaften pflegt, gern auch mal aus Hitlers “Mein Kampf“ vorliest und auch gern mal den Holocaust in Frage stellt:
Man schreibt auch schon mal gern auf Internetseiten von Kameraden:
Klaus Hoffmann aus Berlin schrieb am 11.03.2012 um 14:29 Uhr folgendes ins Gästebuch:
“Ich stand nach der beschriebenen Versammlung quasi unter Schock!”
und lässt sich beim Kameradentreffen auch mal gern fotografieren:
(im Bild ganz links Klaus Hoffmann, rechts vom Kreuz Carl-Wolfgang Holzapfel und Tatjana Sterneberg)
Ich glaube nicht, dass das Stasi-Opfer Olaf Schütze den Schleuser Weiße als Kameradenschwein bezeichnen würde. Herr Schütze gehört sicher nicht zu dieser “Kameraden”-Truppe.
Herr Schütze hat Herrn Weiße bei der hoch zu lobenden humanitären Tat der Schleusung als Kurier gedient, nicht um sich ein Mittagessen zu verdienen, so verhungert waren die Ostler zu der Zeit auch nicht mehr, als dass sie sich damit fangen ließen. Herr Schütze half, weil er als freiheitsliebender Ostler es richtig fand, wenn andere freiheitsliebende Ostler ausgeschleust wurden. Wahrscheinlich spielte er mit dem Gedanken, selbst vom Schleuser Weiße auch einmal ausgeschleust zu werden? Vielleicht wollte er sich den Schleuser mit dem Kurierdienst nur warm halten?
Jedenfalls kam es so, wie es kommen musste, der Schleuser wurde von der Stasi ergriffen. Hier ging der Kampf Stasi gegen Schleuser, bzw. Schleuser gegen Stasi, weiter. Ist doch klar, dass man mit festen Bandagen hart gegeneinander kämpfte. Die Stasi warf dem Schleuser Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor und bedrohte den Schleuser mit einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren. Zur Aussageerpressung, wen der Schleuser geschleust hat und wer ihm dabei geholfen hat, wandte die Stasi die psychische Foltermethode an. Der Schleuser hat darüber berichtet:
Er hat auch einen Verein gegründet:
Der Schleuser wusste, dass die Moral auf seiner Seite stand. Er war in seiner Ehre zutiefst verletzt. Er ließ sich nicht dumm kommen, von der Stasi als Verbrecher abgestempelt zu werden. Er warf der Stasi im Gegenzug Menschenhandel vor, nämlich den Menschenhandel über Rechtsanwalt Vogel, und Verbrechen, nämlich die Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Stasi, die Konkurenz beim Menschenhandel auszuschalten und Schleuser, wie ihn, besonders hart zu bestrafen.
Der Schleuser versuchte, seine moralische Überlegenheit zu dokumentieren, indem er auch Namen von Helfern nannte, die bereit waren, allein nur für ein einziges Mittagessen die moralisch einwandfreie, aber zugleich sehr gefährliche Tätigkeit des Schleusers zu unterstützen. Vielleicht hätte der Schleuser den Helfer besser nicht verraten sollen? Aber der Schleuser stand unter Druck, wurde von der Stasi psychisch gefoltert. Unter Folter sagt der Mensch so manches aus, was er ohne Folter nicht ausgesagt hätte.
Dass der Schleuser unter unmenschlicher Folter ausgesagt hat, ist also menschlich. Herr Schütze wird ihm die Aussage unter Folter deshalb auch nicht übel nehmen. Der Kurier Schütze ist zwar oberflächlich betrachtet auf Grund der Aussage des Schleusers zu drei Jahren Haft verurteilt worden, was sehr bitter ist. Blickt man aber tiefer, ist er allein nur wegen seines Ausreisewillens verurteilt worden, und ohne eine wesentliche Schuld des Schleusers. Er hatte den Ausreisewillen, der der Stasi sicher lange durch OPK (operative Kontrolle) bekannt war. Und der Ausreisewillen, nur der allein, wurde ihm zum Verhängnis. Er hat den Ausreisewillen gehabt, sonst hätte er dem Schleuser nicht geholfen. Wenn jemand in der DDR seinen Ausreisewillen auf irgendeine Art und Weise irgendwie durchsetzen wollte, kostete das üblicherweise immer Haft. Herr Schütze trat, als es denn soweit für ihn war, die Haft darum auch bereitwillig an und nahm sich Vogel, weil er wusste, dass die Ausreise mit ihm klappt. Vogel veringerte natürlich die Haftzeit auf die üblichen ein bis eineinhalb Jahre. Es spielte in der Regel bei dem Freikaufsgeschäft nämlich keine Rolle, zu wieviel Jahren (ob eineinhalb oder dreieinhalb) jemand verurteilt worden war. Darum ist es auch wurscht, ob der Kurier Schütze durch die Aussage des Schleusers vielleicht zusätzlich belastet wurde oder nicht.
Letzten Endes ist für den Kurier Schütze alles normal und gut ausgegangen. Er kam in die Freiheit wie er es wollte. Er hat keinen Grund, dem Schleuser Weiße irgendwelche Vorwürfe zu machen. Der Schleuser Weisse braucht auch kein schlechtes Gewissen zu haben, weil er ein Folteropfer ist.
Verfasser K.
http://www.sed.stasiopferinfo.com/phpBB2/viewtopic.php?t=1747&start=360
Reiniger:
Jeder Häftling empfand die Verhörmethoden beim MfS als Folter!
Die Verhörmethoden beim MfS habe ich nicht nur als Folter “empfunden”, sie waren laut Definition tatsächlich Folter. Folter war allein schon die Isolationshaft*) in einer Zelle, in der ich war, mit Glasbausteinen anstelle der Fenster, wo ich unter ständigem Lampenlicht Tag und Nacht nicht unterscheiden konnte, orientierungslos gemacht wurde, Anwalts- und Kontaktverbot (Schreib- und Besuchsverbot) hatte, meiner Zivilkleidung beraubt wurde, eine Einheitskleidung erhielt, weder Bleistift noch Papier hatte, was die Orientierungslosigkeit verstärkte, meinen Namen verlor und eine Nummer zugeteilt bekam (ähnlich einer KZ-Nummer – nur kürzer), meine Identität und Menschenwürde verlor, obwohl ich ja als Beschuldigter von Rechts wegen immer noch als Unschuldiger zu gelten hatte und ensprechend menschlich behandelt werden musste.
Was der Autor “Reiniger” noch alles hervorbringt, ist der schwache Versuch, eine Legende zu stricken, dass der Schleuser mit dem MfS zusammengearbeitet hat. Das gelingt dem Legendenbildner natürlich nicht, weil eine Aussage unter Folter niemals als Zusammenarbeit mit dem MfS gewertet werden kann, so gern der Legendenstricker das auch hätte.
Die von „Rudolf“ formulierte Überschrift:
„Dr. Frieder WEISSE ein Kameradenschwein?“
ist nur erklärbar, wenn man sich den Kreis seiner “Kameraden” H. (Hoffmann), Holzapfel, Sterneberg usw. ansieht (siehe oben).
Verfassser K.
*) Die Isolationshaft ist wegen ihrer Auswirkungen auf den Häftling sehr umstritten und wird von Kritikern auch als Vernichtungshaft bezeichnet.
Rechtliche Bewertung
Die Isolationshaft als solche und damit auch ihre Rahmenbedingungen sind gesetzlich in der Regel nicht festgeschrieben. Die Unterbringung von Gefangenen unter Isolationsbedingungen wird aber weltweit von Menschenrechtsorganisationen geächtet und als Foltermethode bezeichnet, wird aber auch vermutlich weltweit im offiziellen und inoffiziellen Justizvollzug ohne Rechtsgrundlage eingesetzt. Wikipedia