Offizieller Trailer “Wir wollten aufs Meer”
http://www.berliner-kurier.de/-wie-echt-ist-das-stasi-drama-wir-wollten-aufs-meer.html
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_hohe_preis_der_freiheit/
Pressemitteilung 16.09.2012
Menschenrechtszentrum Cottbus begrüßt neues DDR-Drama „Wir wollten aufs Meer“
Seit dem 6. September läuft in den deutschen Kinos der Film „Wir wollten aufs Meer“, der zum größten Teil im ehemaligen Zuchthaus Cottbus spielen soll, auch wenn leider zu Beginn das Foto des bekannten Frauenzuchthauses Hoheneck eingeblendet wird. Der Verein Menschenrechtszentrum Cottbus e.V., Eigentümer und Träger der neu entstandenen Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus, begrüßt diesen ergreifenden und sehenswerten Film. „Endlich zeigt ein Spielfilm, wie perfide das Repressionssystem der DDR gewesen ist, wie Beziehungen zwischen Eheleuten, Partnern, Freunden, Eltern und Kindern kaputt gingen, weil die Stasi nicht nur menschliche Schwächen ausnutzte, sondern alles Menschliche“, sagt Siegmar Faust, Vorstandsmitglied des Menschenrechtszentrums Cottbus und ehemaliger politischer Häftling in Cottbus. Faust verbrachte hier Mitte der 70er Jahre 401 Tage seines Lebens in kalten Kellerzellen. Während in den letzten Jahren viele sogar gute Filme zum Leben in der DDR entstanden sind, haben die politischen Häftlinge lange auf einen Film warten müssen, der ihre Perspektive, ihre Erlebnisse, ihre Leiden, ihre Gefühle thematisiert.
Darüber hinaus wird in diesem Film deutlich, dass ein Großteil der politischen Häftlinge in der DDR keine ideologischen oder gewaltbereiten Widerstandskämpfer waren. „Sie wollten sich lediglich ohne politischen Zwänge frei entfalten und einfach ‘aufs Meer’ gehen dürfen, wie es in westlichen Demokratien selbstverständlich ist. Viele wurden erst in Haft zu zornigen Gegnern des DDR-Regimes, so dass die Gefängnisse Brutstätten des Antikommunismus waren“, sagt die heutige Gedenkstättenleiterin Sylvia Wähling, die viele Gespräche mit ehemaligen Häftlingen führt. Genauso ein Häftling, wie im Film, kam vor einigen Monaten zu ihr, der mit 18 Jahren lediglich „aufs Meer“ wollte. Statt des großen Meeres lernte er die Zellen in Cottbus kennen.
Der Verein Menschenrechtszentrum Cottbus, dem zu neunzig Prozent ehemalige Häftlinge vom Zuchthaus Cottbus angehören, möchte mit der neuen Gedenkstätte erinnern und mahnen, aber ohne Hass und Verbitterung. Obwohl der Verein die positiven Botschaften des Films begrüßt, muss trotzdem die Einseitigkeit in der Darstellung des Strafvollzugspersonals kritisiert werden. Der im Film realistisch dargestellte Obermeister Fromm, genannt „Roter Terror“, ist auch heute noch in Cottbus eine existente Person, der zusammen mit einem anderen Strafvollzugsangehörigen nach dem Zusammenbruch der DDR wegen seiner sadistischen Brutalität zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. In der Tat wurden in über 50 Prozent der Einzelvorgänge gegen Strafvollzugsangehörige im gesamten Land Brandenburg gegen Cottbuser Mitarbeiter Strafverfahren geführt. Der Film reduziert jedoch zu Unrecht alle Strafvollzugsangehörigen auf den brutalen “Roten Terror”, der hier zu dominant dargestellt wird. Ein geringer Teil der Erzieher, Wärter und Schließer hat lediglich seinen Dienst getan, ohne die Häftlinge zu schikanieren. „Wenn ich zum Beispiel “Steiner” oder “Dandy” begegnen würde, lüde ich sie sofort zu einem Bier ein“, sagt Siegmar Faust zu zwei ehemaligen Strafvollzugsangehörigen.
Heute unterhält das Menschenrechtszentrum guten Kontakt zu einem ehemaligen Bediensteten. Es wäre erfreulich, wenn im Interesse der sachlichen Aufarbeitung von SED-Unrecht sich noch mehr der ehemaligen Bediensteten vom Zuchthaus Cottbus beim Verein melden würden.
Für weitere Fragen, wenden Sie sich bitte an:
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Wähling
Geschäftsführende Vorsitzende
Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
Leiterin der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus
Bautzener Straße 140
03050 Cottbus
Tel: (0355) 290133-0, Durchwahl – 12
Fax: (0355) 290133-33
Funk: 0172-34 74 17 9
sylvia.waehling@menschenrechtszentrum-cottbus.de
www.menschenrechtszentrum-cottbus.de
Achtung: neue Telefon- und Faxnummer!!!
Wie es in Cottbus war, siehe auch: OPK-Akte “Verfasser” * SED-Diktatur
Verfasser K.