223. Antikommunismus – ein Gebot der Humanität

Antikommunismus – ein Gebot der Humanität


Aufgeklärter Antikommunismus ist-nicht fanatischer Hass gegen irregeleitete Menschen und die Bürger kommunistischer Staaten. Mit anderen Worten: Nicht der menschenhassende Antikommunismus rechtsextremer Brüllaffen, sondern der Antikommunismus, der das System der roten Weltbeglücker durchschaut hat, ist humanistisch. Das kommunistische Gedankenkonstrukt war von Anfang an zutiefst inhuman. (Rainer Wagner)

der stacheldraht
Herausgegeben von der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. (UOKG) und dem BSV-Förderverein für Beratungen e.V.
Gefördert von der “Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur”

Verfasser K.

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222. Natürlich ist das kommunistische System an den systembedingten ökonomischen Unzulänglichkeiten gescheitert

von Verfasser » 4. Juli 2013, 15:35

Sirius hat geschrieben:
Was ist denn Eure Meinung zu der Frage, ob die Möglichkeit des Empfangs von Westfernsehen für 90 % der Bevölkerung zum Untergang der DDR mit dazu beigetragen hat?

Ohne Westfernsehen wäre die DDR vermutlich nicht untergegangen. Das wusste der Verbrecherstaat DDR. Darum war ja jeder Kontakt zu den Journalisten vom Westfernsehen strafbar: § 219 StGB “Ungesetzliche Verbindungsaufnahme” (“mein” Paragraph). Trotzdem wurden Bilder und Videos gemacht von Privatpersonen, die das Westfernsehen bekam und sendete. Nur sehr ungern ließ der Verbrecherstaat DDR die West-Journalisten überhaupt ins Land. Die von der SED nur widerwillig angenommene Entspannungspolitik, d. h. die Herstellung von Normalität und Öffentlichkeit durch das Westfernsehen und die allzu große Nähe der Sender, die man nicht stören konnte (übrigens beim Radio hatte man das eine Zeit lang noch gemacht) brachen dem Verbrecherstaat DDR das Genick.

Solche Bilder waren für den Verbrecherstaat DDR Gift::

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uswusw.

Verfasser K.

von Verfasser » 5. Juli 2013, 22:50

karnak hat geschrieben:
Verfasser!
Meinst Du nicht, der Staat DDR ist eher und maßgeblich an den ökonomischen Unzulänglichkeiten gescheitert?
All die anderen “edlen Gründe” die da so angeführt werden, “adeln” natürlich das DDR-Volk, ob es allerdings den Realitäten entsprach, ich habe da so meine Zweifel. Über die Jahre habe ich die Spezies Mensch und deren Bedürfnisse nun mal anders erlebt.

Natürlich ist das kommunistische System an den systembedingten ökonomischen Unzulänglichkeiten gescheitert

Es hat den ökonomischen Wettlauf der Systeme (Kapitalismus/Sozialismus) verloren. Als schon längst klar war, dass es ökonomisch nicht gewinnen kann (überholen ohne einzuholen und so’n Quatsch) hielt es sich nur noch durch kommunistische Verbrechen am Leben: Todesschüsse an der Mauer, massenhafte politische Inhaftierungen, Zersetzung von Kritikergruppen usw.

Tatsache ist aber, dass das kommunistische System durch die ihm vom Westen aufgezwungene Entspannungspolitik und durch das Wirken des Westfernsehens zusammengebrochen ist

Nehmen wir doch mal theoretisch an, das kommunistische System hätte sich vom Westen (d. h. vom Feind) so abschotten können, dass kein DDR-Bürger gewusst hätte, wie relativ gut es dem Westbürger (ökonomisch) geht und wie relativ schlecht es ihm (ökonomisch) im Vergleich zum Westbürger geht. Nehmen wir auch mal theoretisch an, dass man es geschafft hätte, die Mauer als unsichtbar und nicht störend darzustellen und die Propaganda wirkte, dass das Arbeiter- und Bauern-Paradies nur gegen äußere Feinde geschützt wird und niemand von den Arbeitern und Bauern das Verlangen hätte, das Paradies zu verlassen, oder die Hölle auch nur zu besuchen.

Diese Taktik hat die Sowjetunion lange Zeit mit Erfolg angewendet. Sie konnte es, weil es kein Westfernsehen gab, weit genug weg vom Westen war, die Radiosender gestört wurden und es Internet schon gar nicht gab.

Die Sowjetbürger lebten lange Zeit in dem guten Glauben, dass es ihnen ökonomisch gut ging im Verhältnis zu den ausgebeuteten Arbeitern in Amerika. Gorbatschow war der erste, der einen unverschleierten Blick für die Außenwelt hatte, was die verbohrten Kommunisten nicht hatten. Als Gorbatschow mit seiner Frau Larissa Helmut Kohl in Deutschland besuchte, hat er sich einen Besuch bei einer westdeutschen Arbeiterfamilie gewünscht und ins Besuchsprogramm eintragen lassen. Sein Wunsch wurde natürlich sofort erfüllt. Ein Unding, wenn das Helmut Schmidt oder Helmut Kohl bei einem Besuch der DDR von Erich Honecker gewünscht hätten.

Als Gorbatschow nach Hause kam, sah er ein, dass es paradox ist, seine Arbeiter, die schon arm genug dran waren, mit dem teueren Raketenrüstungsprogramm weiter vor dem kapitalistischen Feind zu schützen, wodurch seine sowjetischen Arbeiter noch ärmer wurden.

Die Taktik des Westens (Reagan/Schmidt), den Kommunismus tot zu rüsten, ging auf. Manche (vor allem Kommunisten) bezeichnen diese Taktik als unmoralisch. Das sehe ich nicht so. Denn die Taktik des Kommunismus, sich durch Rüstung und Atomraketen vor dem unweigerlich anstehenden Untergang zu schützen und Kritiker, z. B. mich und den Physiker Michael Verleih ins kommunistische KZ zu sperren, war noch unmoralischer.

Ich bekam dreieinhalb Jahre DDR-KZ, weil ich forderte:

4. Abrüstung durch Entspannungspolitik!
5. Entspannung durch Abrüstung!

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Wobei ich mit “Entspannungspolitik” und “Entspannung” natürlich weiter nichts meinte als die Abschaffung der falschen ökonomisch ineffizienten kommunistischen Gesellschaftsordnung, es natürlich nur nicht aussprach, als der SED-Genosse fragte: “Sind Sie nun für den Sozialismus?”


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Gedächtnisaufzeichnung

Michael Verleih (Sohn eines Nazi-KZ-Häftlings) bekam vier Jahre DDR-KZ, weil er genau das Gleiche in Briefen an Politikern in Ost und West ausdrückte wie ich, nämlich dass das kommunistische System unfähig ist zu überleben, die Sowjetführung bislang versuchte, durch militärische Stärke den Prozess des Zerfalls aufzuhalten und diese falsche Politik endlich geändert werden muss.

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Michael Verleih – Bankrotterklärung der Entspannungspolitik

Michael Verleih – Bankrotterklärung der Entspannungspolitik

In den achtziger Jahren verfassten Sie dann offene Briefe. Warum gerade zu diesem Zeitpunkt?

Ja, das hing eben damit zusammen, dass die Entspannungspolitik zu Ende war, das war deutlich zu spüren in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre. Der Wind wurde rauer. Und gipfelte dann in Beginn der achtziger Jahre auch mit der Abwürgung der Gewerkschaftsbewegung in Polen, des Militärputsches, des Kriegsrechtes in Polen, des Einmarschs der russischen Truppen in Afghanistan und, was ganz entscheidend war, dass die Sowjetunion … in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, zum Ende der siebziger Jahre überging, heimlich Mittelstrecken in Osteuropa zu installieren, was sie zuerst überhaupt nicht zugab.

Und ich fragte mich und wunderte mich wieder, dass… die Frage wurde im Westen überhaupt nicht gestellt, warum stellt die Sowjetunion plötzlich SS20-Raketen auf, warum machen die das plötzlich. Und im Westen wurde diese Frage gar nicht gestellt, sondern es wurde von vorn herein vorausgesetzt, also die wollen sich militärisch Überlegenheit verschaffen, deswegen werden wir nachrüsten.

Und ich fragte mich, warum machen die das? Also erstmal war es für mich eine Bankrotterklärung der Entspannungspolitik, die die Sowjetunion auch mitverfolgt hatte im Interesse deshalb, um die Nachkriegsordnung in Europa und ihren Machtbereich vom Westen anerkennen und sanktionieren zu lassen. Das war für mich der Grund der Entspannungspolitik für die Sowjetunion. Und die Sowjetunion hatte von sich heraus auch Helsinki, die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wesentlich mit initiiert aus diesem Interesse heraus. Und nun plötzlich stellen sie die Raketen auf. Und für mich war klar, ich kam zu dem Ergebnis, dass die Sowjetunion diese Raketen aufstellt aus einer Schwäche heraus, aus der inneren Schwäche, aus der wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Schwäche des Systems.

Und für mich waren die Gründe für die Raketenstationierung dieselben, die heutzutage in Nord-Korea zu suchen sind für die atomare Hochrüstung Nord-Koreas. Ich war mir damals und bin mir heute immer noch sicher, dass das die Gründe waren, also dieselben Gründe für die sowjetische Rüstung damals waren, wie heute in Nord-Korea.

Man kann ein Volk nur dann beliebig quälen, wenn man an sein Imperium vor äußeren Angriffen abschottet. Also man war sich darüber im Klaren, dass man kurz davor stand, also spätestens seit dem Militärrecht in Polen, dass man über kurz oder lang den Schleier der Scheindemokratie im Osten würde fallen lassen müssen. Das war für mich der Ausgangspunkt. Und es mag heute vermessen klingen, aber es ist ja geheimpolizeilich dokumentiert. Für mich war klar, dass die DDR kurz vor dem Ende stand. Und dass das sozialistische Weltsystem in der Form seines bisherigen Bestandes vor dem Zusammenbruch stand. Und dass das der Grund war für die sowjetische Rüstung.

Ich prognostizierte in meinem Artikel drei Dinge:

a) Der Osten steht vor dem Zusammenbruch,
b) das ist der Grund für die SS20-Raketenrüstung und
c) es wird in Genf zu keiner Verhandlungslösung kommen, was bedeutete, es wird zur Stationierung von 108 Pershing-II-Raketen und 464 Marschflugkörpern in Westeuropa kommen.


Ich habe seinerzeit für den Fall, dass das Manuskript in unrechte Hände geriete, der Vernichtung anheim fiele, einige Kernsätze daraus auswendig gelernt, und hatte dann im Zuchthaus Brandenburg die Gelegenheit, sie ausgiebig zu repetieren. Ich schrieb 1983, ich zitiere:

Der gewisse Wohlstand, genauer gesagt, das Vermögen, die Bevölkerung, die Produzenten zu sättigen mit Brot, Milch Kartoffeln und Fleisch, sie zu kleiden und zu beherbergen, die soziale Sicherheit also, die man zumindest den regimetreuen Kräften und in einigem Umfange sogar der Masse der passiven, der apolitischen Bürger bieten konnte, ist wegen der systembedingten Wirtschaftskrise zeitlich begrenzt und steht kurz vor ihrem Ende. Aber nur wenn man soziale Sicherheit bietet, kann man soziale Reibungen und Unruhen vermeiden, ohne Terror anwenden zu müssen.

Die östlichen Machthaber stehen bald unter dem Zwang, ohne Inanspruchnahme offener Gewalt sich ihre letzten Tag abzählen zu können, zumal es ihrer strapazierten und überspannten marxistisch verbrämten Ideologie an positiven Inhalten und glaubwürdigen Paradiesverheißungen mangelt.

Zu der Gewalt, zu der man bei Strafe des Unterganges wird greifen müssen, werden die Ungeheuerlichkeiten des polnischen Kriegsrechts nur ein bescheidenes Vorspiel bilden. Ich erinnere an die Informationsausschaltung, die Lahmlegung und Überwachung des Telefonnetzes, die Aufhebung der Freizügigkeit, die Ausgangssperre, die Arbeitspflicht, die Militarisierung der Betriebe usw. usf.

Ein Weiterführen der Entspannung war den östlichen Machthabern derart lebensbedrohlich geworden, dass sie lieber übergingen dahin, Spannungen zu kalkulieren. Es zeigt sich also, was oft verschleiert und übersehen wird, dass nämlich die sowjetische Rüstung, ebenso wie die ihrer Satelliten wesentlich verursacht und bestimmt wird von innerpolitischen Erwägungen und Gegebenheiten. Nicht äußere, sondern innere Bedrohungen veranlassten also die Sowjetunion Mittelstrecken aufzustellen.

Da der Westen primär keinen Einfluss auf die Systemkrise des Ostens hat, hat er auch keinen primären Einfluss auf die sowjetische Rüstung. Und weil die östliche Systemkrise sich naturbedingt verschlimmert, muss sich die anfängliche Frage mit einem Nein beantworten. Es wird zu keiner Verhandlungslösung kommen. Die Sowjetunion ist an einer Verhandlungslösung nicht interessiert. Die Sowjetunion hat, indem sie erklärtermaßen Deutschland durch atomare Raketen teilen will, die deutsche Frage mit den Raketen gekoppelt.

Weil dies alles so ist, befindet sich Deutschland durch die Frage eventueller Stationierung amerikanischer Raketen in einer bei der Abfassung des Doppelbeschlusses unberücksichtigten Sonderrolle. Die historische Situation ist einmalig. Kleinstaaterei und politisches Nichtstun können die nationale Einheit, wie ich zeigte, über Jahrhunderte nicht zerstören. Zerstörerisch wirkt aber, wenn die Nation die Lösung einer sich verbindenden Aufgabe nicht einmal wahrnimmt. Die Raketenfrage ist eine Aufgabe, die uns Deutsche teilen, oder, von der Sowjetunion ungewollt, verbinden kann. Sie kann uns zusammenfügen und Deutschland kann zum Segen seiner Nachbarn werden.

Der Osten muss beim Wort genommen werden. Wie wäre es, wenn in der gegenwärtig gespannten Lage die Bundesrepublik der Sowjetunion, den anderen Siegermächten und der Deutschen Demokratischen Republik zum Abbau der Spannungen und zum Zweck einer stabilen atomwaffenfreien Zone in Mitteleuropa einen Prozess der Wiedervereinigung und Neutralisierung Deutschlands bis zum Jahr 2000 mit anschließendem Friedensvertrag und Abzug ausländischer Truppen öffentlich vorschlüge und sich hierfür Verbündete suchte als Alternative zur Raketenpolitik?

Die Alternative zur Raketenbestückung Europas heißt Wiedervereinigung Deutschlands. Die Risiken des Wiedervereinigungsprozesses sind nicht so groß wie die der Raketenrüstung. Statt schlimmerer Waffen benötigt Deutschland intelligentere Politiker. Zitat Ende.

Am 3. Oktober 1983 wurde ich verhaftet.

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Michael Verleih: Operativer Vorgang Mephisto

Michael Verleih: Operativer Vorgang Mephisto

Man verurteilte mich nach § 106 wegen staatsfeindlicher Hetze im schweren Fall zu vier Jahren Haft und brachte mich anschließend ebenfalls in das Zuchthaus Brandenburg, in dem die Nazis 40 Jahre zuvor etwa meinen Vater schon inhaftiert hatten.

Es ist erstaunlich, wie sehr die Auffassung des Physikers mit meiner übereinstimmt. Auch unsere politischen Schicksale im Verbrecherstaat DDR sind von verblüffender Ähnlichkeit geprägt.

Verfasser K.

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221. In bin stolz darauf, abgehört worden zu sein, bzw. abgehört zu werden

Als Stasi-Opfer und Amerika-Freund bin ich stolz darauf, von der Stasi abgehört worden zu sein:

Maßnahmeplan zur operativen Bearbeitung

War es mir doch eine Ehre, ein Staatsfeind des kommunistischen Verbrecherstaates DDR zu sein und als Staatsfeind vom kommunistischen Verbrecherstaat DDR auch erkannt zu werden.

Ebenso bin ich als Stasi-Opfer und Amerika-Freunde stolz darauf, von den USA abgehört zu werden. Ist es mir doch eine Ehre, ein Freund des freiheitlich demokratischen Rechtsstaates USA zu sein und als Freund vom freiheitlich demokratischen Rechtsstaat USA auch erkannt zu werden.

Ich verdanke es nicht zuletzt den USA wegen ihrer antikommunistischen Standhaftigkeit, dass ich aus den Fängen des kommunistischen Verbrecherstaates DDR befreit wurde.

Darum ist für mich ein NSA-Stasi-Vergleich

eine unzulässige Verharmlosung der SED-Diktatur

Der NSA geht es bei ihrer Abhöraktion um die Sicherung der Freiheit. Der Stasi ging es bei ihrer Abhöraktion um die Sicherung des kommunistischen Verbrecherstaates DDR und um die Ausübung weiterer Verbrechen, z. B. meine Inhaftierung.

Verfasser K.
http://www.opk-akte-verfasser.de

http://www.cicero.de/berliner-republik/nsa-stasi-vergleiche-eine-verharmlosung-der-sed-diktatur/54979#comment-37601

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220. DDR-Geschichte besser aufarbeiten

http://www.welt.de/politik/deutschland/article9241602/Internetportal-vermittelt-Stasi-Opfer-an-Schulen.htm

22.03.2013

Bundestag debattiert Bericht über DDR-Aufarbeitung

Bestandsaufnahme aus Regierungssicht auf 116 Seiten / Unionspolitiker wollen »keinen Schlussstrich unter die SED-Diktatur«

Berlin (nd). Der Bundestag berät am Freitag über den „Bericht der Bundesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur“. Das 116 Seiten starke Material wird nach Ansicht des zuständigen Kulturstaatsministers Bernd Naumann vorgelegt, um „die Leistungen der letzten Jahre“ auf diesem geschichtspolitischen Feld „umfassend zu dokumentieren, Bilanz zu ziehen und Perspektiven für die weitere Entwicklung darzustellen“.

Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, sagte anlässlich der Debatte über den Bericht, die Aufarbeitung der DDR-Geschichte müsse weitergehen. „Jedes Land muss seine Geschichte kennen“, zitiert ihn die „Mitteldeutsche Zeitung“. Die bundesrepublikanische Demokratie sei der „der Gegenentwurf zum Zivilisationsbruch durch das Unrechtsregime der Nationalsozialisten und zur unmenschlichen SED-Diktatur. Das darf sich nie wiederholen.“ Kauder verwies außerdem auf den geringen Kenntnisstand über historische Fakten unter jungen Menschen. „Einen Schlussstrich darf es auch unter die SED-Diktatur nicht geben.“

Staatsminister Naumann äußert sich im Vorwort zum Bericht ganz ähnlich. Die Aufarbeitung sei „eine für Staat und Gesellschaft notwendige Aufgabe“. Der CDU-Politiker sagte, „einen Schlussstrich unter das begangene Unrecht kann und wird es nicht geben“. Dies sei man „nicht nur den Opfern, sondern auch den Menschen, die die Friedliche Revolution erst möglich machten“ schuldig.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/816585.bundestag-debattiert-bericht-ueber-ddr-aufarbeitung.html

Erhöhung der SED-Opferrente

211 CDU: 500 Euro Ehrenpensionen für Kämpfer gegen den (roten) Faschismus und für Verfolgte des (roten) Faschismus

185 Freigekaufte DDR-Häftlinge neu überprüfen – SED-Opferrente verdoppeln

Verfasser K.

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219. Psychische Folter in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen – Fortsetzung

Gedenkminute !

von Verfasser » 21. Juni 2013, 10:27

karnak hat geschrieben:

Nov65 hat geschrieben: Guten Morgen, ein politisches Experiment, gegen die eigene Bevölkerung gerichtet, mit “Schießbefehl”, unüberwindbarer Mauer, Ausreisesieb, Geheimdienstterror, Meinungsmanipulation, Wahlunfreiheit, Presseunfreiheit, Ein-Parteien-Herrschaft, Mangelwirtschaft, Feindagitation gegen alles Bürgerliche usw. kann nicht mit “leider gescheitert ” noch “sollte gewagt werden” bezeichnet werden. Eine solche Gesellschaftsordnung als Gegenmodell der “abgelebten” bürgerlichen GO ist für die Gesellschaft – also die Masse der Bevölkerung – nicht erstrebenswert und wäre von ihr selbst niemals frei gewählt worden.
Andreas

Bei dem leider habe ich aber AN SICH geschrieben und bei den Experimenten habe ich eventuelle “falsche Zutaten” erwähnt, das muss man mir schon anrechnen.

Das Gefährliche am Kommunismus ist, dass er AN SICH eine LÜGE ist. Einen Kommunismus, den man mit den “richtigen Zutaten” aufbaut, gibt es nicht. Wenn man die “falsche Zutaten”

Nov65 hat geschrieben: “Schießbefehl”, unüberwindbarer Mauer, Ausreisesieb, Geheimdienstterror, Meinungsmanipulation, Wahlunfreiheit, Presseunfreiheit, Ein-Parteien-Herrschaft, Mangelwirtschaft, Feindagitation gegen alles Bürgerliche

weglässt, bricht er zusammen. Das haben die Kommunisten 1953 in der “DDR”, 1956 in Ungarn und 1968 in Prag erkannt, als sie ihn mit Panzern noch retteten, und 1989 erlebt, als sie ihn mit Panzern nicht mehr retteten.

Der Kommunismus AN SICH ist ein VERBRECHEN

Das Schlimme ist, dass die kommunistischen Verbrecher mitten unter uns frei und meist unbestraft rumlaufen, z. B. im “Playboy” ihre Verbrechen erfolgreich leugnen:

MfS-Arzt Dr. Dr. Böttger

»Medizin hinter Gittern« – Tobias Voigt und Peter Erler
Auch die Selbstdarstellung als Opfer der Zeitläufte erweist sich als fadenscheinig. So sagte er dem »Playboy« mit Blick auf die jüngeren Entwicklungen: »Nach der Wende wurde mir der Prozess gemacht: Mir wurde vorgeworfen, ich hätte Patienten mittels Medikamenten aussagewillig gemacht. Das war für mich furchtbar: Die Presse fiel über mich her. Überall wurde ich dargestellt wie ein KZ-Arzt. Ich hatte Angst, dass ich meinen Beruf verliere und sozial verelende«. Diese Angst war unbegründet. Viele Jahre praktizierte er als Arzt und versorgte, wie er dem »Playboy« erzählte, ausschließlich Privatpatienten. Nach dem Freispruch holte sich sein Rechtsanwalt Dr. Frank Osterloh, als ehemaliger Vernehmungsoffizier der HA IX wie sein Mandant einst hauptamtlicher MfS-Mitarbeiter, knapp 3500 D-Mark von der Staatskasse zurück. Der letzte Satz aus dem der Rechnung beiliegenden Schreiben liest sich bitter für Opfer des MfS: »Herr Dr. Dr. Böttger hat eine sehr gutgehende Praxis. Er lebt in überdurchschnittlichen materiellen Verhältnissen.« Vier Jahre, nachdem er diesen Brief verfasst hatte, starb Frank Osterloh, den Horst Böttger gegenüber dem »Playboy« als seinen »alten Weggefährten« bezeichnete. Wer nach einem Beleg für die enge Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Vernehmern fragt, findet ihn in dieser über die Existenz von MfS und DDR hinaus bestehenden Männerfreundschaft.

Kurzbeschreibung
Sie waren Tscheckisten in Weiß: die Ärzte, die im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit im Haftkrankenhaus Berlin-Hohenschönhausen kranke Gefangene, “haft- und prozessfähig” machten. Tobias Voigt und Peter Erler bringen mit ihrem Buch erstmals Licht in ein dunkles Kapitel der deutschen Medizingeschichte.

Psychische Folter in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen

von 17.Juni » 21. Juni 2013, 15:29

Hallo,

ich denk mal dass der Rechtsstaat Bundesrepublik schlicht mit diesem Ausmaß an Unvorstellbaren überfordert war und ist.
Gesetze die solche Handlungsweisen unter Strafe stellen, waren und sind ganz einfach nicht vorgesehen. Weil, eben nicht nachvollziehbar und vorstellbar.
Und auf die Schnelle – wie die Vereinigung – abgelaufen ist, konnte man diese, doch so dringenden Gesetze einer unter Strafe Stellung derartiger Handlungsweisen, nicht bewerkstelligen.
Man muss sich mal das gesamte „Interview“ so langsam auf der Zunge zergehen lassen. Ich denk mal, dass man da doch schon einige Minuten braucht um es mit halbwegs normalen Verstand zu fassen.
Wenn man dann noch Betroffener war und ist, dann ist es verständlich wenn einem Worte über die Lippen gehen, die nicht ganz stubenrein sind bzw. der Blutdruck auf gefährliche Weise ansteigt und man Dampf ablassen muss. Und wo soll man dann Dampf ablassen, wenn nicht dort, wo er erzeugt wurde.
Nur, sind diese Menschen dann meist allein gelassen. Guckt Euch doch mal die sogenannten Opfer – Entschädigung`s – Reglung an.
In meinen Augen ist dass doch ein Witz Leute !
Als Täter darfst Du noch frei und fröhlich am Menschen praktizieren .
Und als Opfer sollst Du möglichst noch deine “Klappe” halten, weil es so wie so keiner mehr wissen will.

Ich weis ja nicht ob wir in unseren Reihen einen Mediziner aus diesem Fachbereich haben. Sollte das doch der Fall sein, dann bitte ich ihn, Kontakt zu seinem betroffenen Berufskollegen auf zu nehmen um ihm vielleicht zu Helfen, ehe es zu spät ist.

von Verfasser » 21. Juni 2013, 15:44

Nov65 hat geschrieben:Die Verbitterung der Opfer ist nachvollziehbar!
Habe das Video mit dem Dr.Dr. Böttcher angesehen und kann es nicht fassen. Freispruch mangels Beweise. Wie sollen da Leute wie @Verfasser ruhig bleiben? An dieser Stelle versagt unser Rechtsstaat auf breiter Ebene.
Der darf weiter praktizieren. Andre dürfen weiter beleidigen, auch in diesem Forum.
Unsere Republik-ein Schutzwall für Täter mit guten Anwälten.
Gruß in die Runde von Andreas

Mit guten Anwälten, die zum Hohn der Opfer früher selber Vernehmungsoffiziere der HA IX waren:

Tobias Voigt und Peter Erler hat geschrieben:Nach dem Freispruch holte sich sein Rechtsanwalt Dr. Frank Osterloh, als ehemaliger Vernehmungsoffizier der HA IX wie sein Mandant einst hauptamtlicher MfS-Mitarbeiter, knapp 3500 D-Mark von der Staatskasse zurück. Der letzte Satz aus dem der Rechnung beiliegenden Schreiben liest sich bitter für Opfer des MfS: »Herr Dr. Dr. Böttger hat eine sehr gutgehende Praxis. Er lebt in überdurchschnittlichen materiellen Verhältnissen.« Vier Jahre, nachdem er diesen Brief verfasst hatte, starb Frank Osterloh, den Horst Böttger gegenüber dem »Playboy« als seinen »alten Weggefährten« bezeichnete. Wer nach einem Beleg für die enge Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Vernehmern fragt, findet ihn in dieser über die Existenz von MfS und DDR hinaus bestehenden Männerfreundschaft.

Ist doch klar, dass das Wasser auf die Mühle unseres “Neun”" der HA IX ist. Dass er doch ein klein bisschen unter schlechtem Gewissen leidet, zeigt sich allein darin, dass er sagt, dass er mir erst dann seinen Namen nennt, wenn er Rentner ist, d. h. wenn seine berufliche Karriere nicht mehr gefährdet ist. Denn so wie man den Dr. Dr. Böttger in der Öffentlichkeit vorführt, ist es ja doch ein bisschen peinlich und vielleicht auch etwas berufsschädigend für die Stasi-Täter.
Quelle

Typisch die letzten Worte des Stasi-”Arztes” zum Opfer, das ihn aufgesucht hat:

“Aber eigentlich denke ich, oder bin ich mir heute immer noch einig, dass es bei der Staatsicherheit noch solider zuging als andernorts”.

Das heißt: KEIN UNRECHTSBEWUSSTSEIN.

Wen meint er bloß mit “andernorts”? Doch nicht etwa den BND oder den Verfassungsschutz im Rechtsstaat? Nein, er meint mit “solide” natürlich den Kommunismus selber. An der Rechtmäßigkeit des Kommunismus gibt es nämlich nichts zu rütteln. Der Stasi-”Arzt” ist ein typischer kommunistischer Verbrecher, heute noch, denn er bereut nichts.

Verfasser K.

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218. Psychische Folter in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen

Psychische Folter
in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums
für Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen

OPK-Akte “Verfasser”

Der Stasi-Vernehmer Major Wen hielt mich bei guter Laune, indem er mich mit den Psychopharmaka Rudotel und Radedorm vollgestopft hat. Ich erhielt diese nicht harmlosen “Mittelchen” ohne mein Wissen und Wollen nach meinem Unfall (L. de Maiziére: “Knastmauke”):

Rudotel wird angewendet zur Behandlung von psychischen Erkrankungen, insbesondere Angst- und Spannungszuständen. apotheken-umschau.de

Rudotel enthält den Wirkstoff Medazepam. … Der Wirkstoff Medazepam wird bei akuten oder chronischen Spannungs- und Erregungszuständen sowie bei Angststörungen angewendet. … Der Wirkstoff gehört zu den Benzodiazepinen und darf nur ärztlich verordnet werden, wenn die Erregungs- und Angstzustände so schwerwiegend sind, dass sie mit Medikamenten behandelt werden müssen. onmeda.de

Radedorm – Durch die große hypnotische Wirksamkeit ist es deshalb zur symptomatischen Kurzzeitbehandlung von Insomnie (Schlafstörungen) von klinisch bedeutsamen Schweregrad, die zum Beispiel durch Überbeanspruchung, Angst, Sorge usw. entstehen, angezeigt. wikipedia

Das ist ein Angriff auf meine körperliche Unversehrtheit und verstößt gegen alle rechtsstaatlichen Prinzipien. Wenn der Stasi-Arzt ein Arzt wäre und kein Folterknecht, hätte er die Symtome der Überbeanspruchung, Angst und Sorge mit einem Antrag auf Haftunfähigkeit heilen müssen, statt mit Verabreichnung von Psychopharmaka.

Nervenärztliche Einschätzung durch Stasi

OPK-Akte “Verfasser”

“Nach seinen eigenen Darlegungen ging es ihm auch nicht nur um seine eigene Person, d. h. um das Empfinden, ungerecht behandelt zu werden, sondern um die Durchsetzung seiner ideologischen Vorstellungen. Die in den Tathandlungen erkennbaren Aspekte der Selbstwertüberhöhung sind deshalb nicht  Ausdruck einer neurotischen Fehlverarbeitung, sondern einer wissentlichen und willentlichen Orientierung. Aus diesen Gründen ist der Beschuldigte aus forensisch-psychiatrischer Sicht als strafrechtlich voll verantwortlich anzusehen.”

Der Arzt hätte auf Grund der psychischen Folter und des Unfalles, den der Verteidiger, L. de M., verharmlosend als normale “Knastmauke” und der Stasi-Vernehmer, Major Wen., zynisch als “frühen Zusammenbruch” bezeichnete (s. Vernehmungsprotokoll), eine Traumatisierung feststellen können. Diese Feststellung wiederum hätte als Begründung für einen Antrag auf Haftverschonung dienen können. Auf die Idee, den Antrag zu stellen, kam der Arzt, Dr. med. Bö., natürlich nicht, weil er sich nicht als Diener des Patienten verstand, sondern als Diener der Staatssicherheit. Für den Arzt war nur wichtig festzustellen, dass K. “strafrechtlich voll verantwortlich” ist, d. h., dass K. seine Inhaftierung selber zu verantworten hat. Dass die Inhaftierung eine grobe Menschenrechtsverletzung darstellte (s. Strafanzeige), die natürlich auch die Gesundheit des Menschen verletzt, das kam dem Arzt nicht in den Sinn. Gerade als Arzt hätte er das aber erkennen müssen und etwas dagegen unternehmen müssen, z. B. in Form eines Antrages auf Haftverschonung.

Amazon

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: Oktober 2011
Sie waren Tscheckisten in Weiß: die Ärzte, die im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit im Haftkrankenhaus Berlin-Hohenschönhausen kranke Gefangene, “haft- und prozessfähig” machten.
Tobias Voigt und Peter Erler bringen mit ihrem Buch erstmals Licht in ein dunkles Kapitel der deutschen Medizingeschichte.

Das geheimste Krankenhaus der DDR befand sich ab 1960 auf dem hermetisch abgeriegelten Gelände der zentralen Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Die MfS-Ärzte im Haftkrankenhaus unterstützten “mit den spezifischen Mitteln der Medizin” die Arbeit der Vernehmer. Dem Einblick der Zivilmedizin vollkommen entzogen, behandelten sie Knockenbrüche und Schusswunden gefasster “Grenzverletzer” wie auch Inhaftierte, die sich im Hungerstreik befanden oder an Haftpsychosen litten.

Dieses Buch zeichnet das spannungsreiche Bild einer Heilkunde, die im Dienst der Stasi stand – ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der DDR.

Auszug

Kundenrezension

…das geheimste Krankenhaus der DDR war am Ende… 13. Dezember 2011

Von Prof Eike Uhlich

Der tröstlichste Satz dieses schmalen und informativen Büchleins steht auf der letzten Seite, er lautet: “Der eben noch gefürchtete Minister für Staatssicherheit Erich Mielke wurde Gefangener im ehemaligen Stasi-Gefängnis und Patient des HKH (…) das er fast auf den Tag genau 30 Jahre zuvor gegründet hatte”. Tröstlich, weil dieses aus einer Wäscherei entstandene 25-Betten”krankenhaus” im Stasigefängnis Berlin- Hohenschönhausen ebenso wie der dazugehörige Staat aufgehört haben, zu existieren. Vergessen aber sollten und wollen wir diese Zeit nicht. Und genau das – nämlich die Erinnerung wach zu halten an den deutschen Teilstaat hinter der Mauer – sind das große Verdienst von Dr. Knabe (dem Leiter der Gedenkstätte und Verfasser des Vorwortes) sowie der beiden Autoren Voigt und Erler.

Nach wohl mühsamer Vor- und Kleinarbeit, dann mit sachlicher Akribie und schließlich bei gebremster Emotionalität wird hier eine Art Dokument vorgelegt über das Gebäude und die Pläne dessen, was man nur mit gutem Willen als Krankenhaus bezeichnen kann. Wir lesen über das Schicksal einiger Inhaftierer (nicht: “Patienten”), verfolgen die z.T. erstaunlichen Lebensläufe und Verhaltensmuster der (Chef)Ärzte, der Schwestern oder auch der Aufseher. Das Ganze wird unterlegt mit Bildern, Schriftstücken und weiteren Zeugnissen der zurückliegenden Ereignisse. Man erfährt, dass es etwa 3.000 Patienten dort gegeben habe (vorwiegend Männer), dass pro Jahr anfangs etwa 100, später 200 Patienten stationär aufgenommen worden seien und dass es einen Operationsraum und ein Röntgengerät gegeben habe, alles in allem also ein eher sehr kleines Krankenhaus.

Als Mediziner würde man – kleiner Kritikpunkt – gern noch einige Daten mehr (falls überhaupt auffindbar) über die durchschnittliche “Liegedauer”, über das “Diagnosespektrum” oder die damals dort mögliche “Diagnostik” lesen, also auch über das, was die Häftlinge aus den Zellen des Gefängnisses in die Zellen der Klinik gebracht hat. Insgesamt ein weiteres wichtiges Mosaiksteinchen gegen das Vergessen eines bedrückenden aber wichtigen Stückchens deutscher Geschichte; dafür den Autoren ein Dankeschön!

Ein weiterer Aspekt der menschenliebenden roten Ideologie 27. Februar 2012

Von Platinum

Dieses Buch löste schon vor Erscheinen eine breite Debatte über die Menschenrechtsverletzungen der DDR und Stasi-Mitarbeiter aus und hier in Berlin verschwanden sämtliche TV-Dokumentationen mit Zeitzeugen im Nachtprogramm. Schließlich möchte man den rot-roten Senat und altgediente Kader nicht brüskieren…
Das Haftkrankenhaus in Berlin-Hohenschönhausen war an den berüchtigten STASI-Knast angeschlossen und diente als Sammelbecken für alle Insassen, die dank der pfleglichen Behandlung im Gefängnis krank wurde, auf offener Straße krank wurden oder auch gerne als psychisch krank galten. Die Hauptaufgabe bestand darin, die angeschlagenen Insassen noch stärker zu malträtieren und Schwerstkranke so lange am Leben zu erhalten, bis man die Informationen hatte, die man gerne hören wollte oder erhofft hat.
Im vorliegenden Buch bekommt man einen sehr gelungenen Überblick über die Haft- und HEIL-Methoden der roten DDR-Führung und da Überlebende zu Wort kommen, gewinnt dieser Bericht zusätzlich an Tiefe. Einmal mehr erkennt man die Unmenschlichkeit dieses sozialistischen Regimes, daß seine eigenen Bürger erschossen hat und einsperren musste.
Und das schlimme: diese 40jährige, sehr dunkle Zeit der deutschen Geschichte ist noch nicht vorbei. Der Gesinnungsterrorismus beginnt von vorn.

Schulpflicht. SO war die DDR. Vergesst diese OSTalgie.

Hippokrates im Klassenkampf 4. Dezember 2012

Von Cats friend Karlheinz

Außerordentlich gründlich recherchiert, schildert dieses Buch realistisch das geheimste Krankenhaus der DDR, exklusiv für politische Häftlinge errichtet und betrieben. Es war eine ergänzende Einrichtung der gleichfalls strengst geheimgehaltenen angrenzenden Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Solange letztere ab 1945 zunächst dem sowjetischen Terrorapparat NKWD diente und dessen Häftlinge im berüchtigten Untertage-Knast “U-Boot” gehalten und malträtiert wurden, bedurfte es keiner Krankenstation. Wer die grausame Haft nicht lebend überstand, wurde spurlos “entsorgt”.
Im SED-Staat war hingegen der geheimgehaltene Abverkauf politischer Häftlinge an die Bundesrepublik gegen harte Währung fester Bestandteil der planmäßigen Devisenbeschaffung. Nur lebendige politische Häftlinge waren jedoch verkäuflich, an verstorbenen hatte die Abnehmerseite kein Interesse. Ergo galt es, die Untersuchungshäftlinge, die – ohne jegliche rechtsstaatliche Präsumption der Nichtschuld – generell von vornherein als “Feinde” stigmatisiert wurden, körperlich insoweit intakt zu halten, daß beispielsweise auch bei Fluchtversuchen an der Grenze angeschossene Schwerverletzte vernehmungs- sowie anschließend als Angeklagte der politischen Strafjustiz prozeßfähig blieben und in den Strafvollzug verbracht werden konnten, die Durchgangsstation für späteren “Freikauf”. Auch bei der großen Anzahl politischer Häftlinge (einschließlich der von Stasi-Uhaftanstalten aus der gesamten DDR antransportierten) haftbedingt oder aus anderer Ursache entstandene Erkrankungen waren in Hohenschönhausen stationär zu behandeln, im Hinblick darauf, was der SED-Staat mit den Delinquenten vorhatte. Der Terminus “Patient” kam nicht vor.
Aufschlußreich ist auch die Offenlegung der Tätigkeit und der Karrieren des Krankenhauspersonals.
Zur Abrundung der wichtigen Öffentlichkeitsinformation über Zustände und Vorgänge im Geheimareal “Hohenschönhausen” ist das Buch sehr zu empfehlen.

medizin hinter gittern 6. Januar 2013

Von Martina Burgard

lesenswert für alle die noch heute das ddr-system verklären, beschrieben wird der menschenverachtende umgang mit kranken menschen, die für ihren freiheitswillen, ihre ehrlichkeit und ihren mut kriminalisiert und als volksfeinde eingesperrt wurden, das dritte reich lässt grüßen, demrimierend da die täter nach dem ende der ddr nicht zur verantwortung gezogen wurden

Medizin hinter Gittern 20. Januar 2013

Von Anette Henke

Unglaublich!!! Ich bin selbst aus der Medizin und habe in meinem beruf als Hebamme nur Gutes getan, Leben erhalten, bewahrt und geschüzt.
Ich finde einfach keine Worte, in den Krankenhäusern wurden Menschen mißhandelt und psychisch gequält.
Beim lesen liefen mir die Tränen. Nie wieder möchte ich eine Diktatur erleben.

Grausam 18. Januar 2013

Von M. Diedering

… auch hier wird einem die sogenannte “Banalität des Bösen” vor Augen geführt. Alles unter dem Deckmantel gutes zu Tun für ein “humanes” Gesellschaftssystem.

Sehr gutes Buch 21. März 2013

Von Torsten

Meine Frau und ich waren in Hohen-Schönhausen wir kommen zwar aus dem Osten Deutschlands und waren mit den Verhältnissen in der DDR vertraut aber der Besuch dort ging einem schon sehr nahe. Dieses Buch bringt einen noch viel näher an das damalige Geschehen.

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217. Der Marxismus-Leninismus – kommunistische Ideologie des Verbrechens – Fortsetzung 2

Der Marxismus-Leninismus – kommunistische Ideologie des Verbrechens

von Verfasser » 17. Juni 2013, 10:29

Neun hat geschrieben: Gibt es das Mielke-Geständnis schriftlich? Also so als Geständnis, nicht als Text den DU deutest…

MfS-Chef Erich Mielke

gab den mündlichen oder schriftlichen Befehl, Pazifisten, insbesondere die Träger des kirchlichen Abzeichens “Schwerter zu Pflugscharen” zu kriminalisieren und ins Gefängnis zu werfen, wenn die Pazifisten das Abzeichen weiterhin an ihrer Jacke tragen.

Ich habe die Austellung der BStU zwar nicht besucht. Könnte mir aber vorstellen, dass man den Befehl in den in der Ausstellung gezeigten Papieren Operativer Vorgang “Passion” finden kann.

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Quelle

Ich selbst kann als Zeuge auftreten und bezeugen, dass der Befehl (mündlich oder schriftlich) bei den MfS-Mitarbeitern der HA XX/6 unten angekommen ist. Der Befehl Mielkes hatte zur Folge, dass alle Träger des Aufnähers:

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durch Mitarbeiter des MfS (sogenannte IM’s) umfangreich beobachtet und verfolgt wurden. Das ist schriftlich belegbar:

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OPK-Akte “Verfasser”

Das Tragen des Aufnähers wurde mir verboten mit der Begründung, dass die Träger einer nicht genehmigten Organisation angehörten. Ich habe das Abzeichen abgemacht. Wenn ich es weiterhin getragen hätte, wäre ich kriminalisiert und von Erich Mielke ins Gefängmis geworfen worden.

Wenn der Antidemokrat und kommunistische Verbrecher Erich Mielke in der Bundesrepublik Deutschland Chef des BND (Bundesnachrichtendienst) oder des BfV (Bundesamt für Verfassungsschutz) gewesen wäre, hätte er sämtliche friedliebenden und demokratisch agierenden Menschen genauso kriminalisiert und die Träger z. B. des Abzeichens mit Gefängnis bedroht, bzw. diese auch ins Gefängnis geworfen, wenn sie das Abzeichens weiterhin getragen hätten.

Die Friedensbewegung in den 80er Jahren hat geschrieben: Anfang der 80er Jahre entstand in der Bevölkerung der westlichen Staaten eine Massenbewegung, die angesichts der weltweiten nuklearen Aufrüstung die Regierungen zur Friedenssicherung durch Rüstungsstopp, Rüstungskontrolle und Abrüstung drängte. In der Bundesrepublik Deutschland entwickelte sich die Friedensbewegung in Reaktion auf den Ende 1979 verabschiedeten nato-doppelbeschluss, der für den Fall erfolgloser Verhandlungen mit der Sowjetunion die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen – überwiegend in der Bundesrepublik – vorsah. Die nur locker organisierte Friedensbewegung umfasste ein breites Spektrum von Gruppen unterschiedlicher sozialer und politischer Orientierung: u. a. kirchliche und gewerkschaftliche Gruppen, Initiativen von Wissenschaftlern, Ärzten, Juristen, Parteien wie die Grünen, die DKP und Teile der SPD, auch Gruppen der CDU. Stark verflochten war die Friedensbewegung mit der Umweltschutz-, der Frauen- und der alternativen Bewegung. Mitentscheidend für die Breitenwirkung in der Bevölkerung wurden die vielen lokal bezogenen Aktivitäten der örtlichen Friedensgruppen sowie die Tatsache, dass die Anhänger der Friedensbewegung aus nahezu allen sozialen Schichten stammten.

Übrigens ist es unter den Holocaustleugner (extra für @Neun: Holocaustleugner sind Menschen, die die Verbrechen der Nazis leugnen) üblich zu behaupten, dass Hitler keinen schriftlichen Befehl zur Judenvernichtung gegeben hat.

Genauso versuchen die Kommunismusverbrechenleugner sich immer wieder herauszuwinden, indem sie sagen, es gab keinen schriftlichen Befehl von Erich Mielke zur Bekämpfung und Vernichtung von Pazifisten durch Einsperren in KZ’s und auch keinen schriftlichen Schießbefehl von Erich Honecker und Egon Krenz zur Ermordung von unschuldigen Menschen an der Todesmauer.

Pfui Deibel!

Verfasser K.

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216. Der Marxismus-Leninismus – kommunistische Ideologie des Verbrechens – Fortsetzung 1

Der Marxismus-Leninismus – kommunistische Ideologie des Verbrechens

von Verfasser » 15. Juni 2013, 20:25

Neun hat geschrieben:

Verfasser hat geschrieben: der Betriebsdirektor, der Stasi-Ermittler, der Staatsanwalt, Richter, Schöffe, die Gefängniswärter waren kommunistische Verbrecher

Lieber Verfasser, das geht ja im gewohnten Takt weiter. Muss man sich also nicht umgewöhnen. [heart] [hallo]

Ich wurde vom 11. bis 14. 06. 2013 für drei Tage im Forum gesperrt, weil ich angeblich bestimmte Personengruppen mit der Betitelung “kommunistische Verbrecher” verunglimpft haben soll.

Dabei ist es so, dass die Personengruppen sich ja selbst verunglimpft haben und sie selber die Geständnisse, kommunistische Verbrecher zu sein, geliefert haben.

MfS-Chef Erich Mielke

legte das Geständnis ab, Pazifisten, insbesondere die Träger des kirchlichen Abzeichens “Schwerter zu Pflugscharen” kriminalisiert und ins Gefängnis gesteckt zu haben, bzw. dies vorbereitet zu haben, wenn die Pazifisten das Abzeichen weiterhin an ihrer Jacke tragen. Das hat die BSTU-Bund erforscht.

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Ich selbst wurde von einem MfS-Mitarbeiter der HA XX/6 dementsprechend “belehrt” und bedroht.

Betriebsdirektor Hauptrat Wä

legte das Geständnis ab, den Verfasser K. wegen eines pazifistischen Aufrufes kriminalisiert und fristlos entlassen zu haben. Die Kriminalisierung gelang ihm durch die kriminelle kommunistische DDR-Unrechtsverfassung, die festschrieb, dass nicht das Volk die Macht im Staat ausübt (im vorliegenden Fall die Betriebsleitung in Verbindung mit dem FDGB im Betrieb), sondern die Verbrecher(siehe Totschläger Egon Krenz)-Partei SED. Der Betriebsdirektor entschuldigte sich für diesen Unsinn.

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MfS-Untersuchungsführer Major We bzw.
Oberleutnant Neun alias Feliks (Dzierzynski, Massenmörder)

legte das Geständnis ab, den Verfasser K., der unter Wahrnehmung seines verfassungsmäßigen politischen Grundrechts auf Meinungsfreiheit die Nachricht über seine fristlose Entlassung dem Westen übermittelte, kriminalisiert zu haben, und das Einsperren, Vernehmen und Foltern (Isolations/Vernichtungshaft, Medikamentenmissbrauch) durchgeführt zu haben,

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bzw. all die Maßnahmen richtig und gut zu heißen.

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Staatsanwalt Ba, Richter Schr und Schöffen Al/Koz

legten das Geständnis ab, den Verfasser K., der unter Wahrnehmung seines verfassungsmäßigen politischen Grundrechts auf Meinungsfreiheit die Nachricht über seine fristlose Entlassung dem Westen übermittelte, kriminalisiert und zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt zu haben.

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Das Urteil wurde rehabilitiert.

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Gefängniswärter Hubert S. und Walter S.

legten das Geständnis ab, den Verfasser K. mit Wissen und Wollen des kriminellen kommunistischen DDR-Unrechtsstaates im Gefängnis Cottbus schikaniert zu haben. Die Schikanen seien “systembedingt” gewesen, sagte der Cottbuser Wärter Walter S.

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Quelle: Andreas H. Apelt, Ralf George Reuth, Hans-Wilhelm Saure,
“Freigekauft”, Piper München Zürich

Verfasser K.

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215. Der Marxismus-Leninismus – kommunistische Ideologie des Verbrechens

http://mfs-outsider.de/mord.htm


Fortsetzung:

Die geistige Grundlage für diese Handlungen der Kommunisten – die in Rotchina, Nordkorea und Kuba unvermindert weitergehen – bildet die Ideologie des Marxismus-Leninismus (vgl. Bukowski 1996, Löw 1996, Rüthers 1995). Die Vertreter dieses menschenfeindlichen Dogmas – im Verständnis der Kommunisten: „die einzig wahre und einzig wissenschaftliche Weltanschauung“ – sind bewußte und kenntnisreiche Täter, letztendlich verantwortlich für das, was geschah, und das, was immer noch geschieht.

Schließlich gründet die „materielle Gewalt“ (Marx), mittels derer die Kommunisten im Namen des Fortschritts ihre Untaten begingen und unendliches Leid über die Menschen brachten, auf dieser Irrlehre. Kommunistische Indoktrination, totale Überwachung, brutaler Zwang, Unfreiheit und Erziehung zum Haß auf den Klassenfeind, d.h. auf jeden Menschen, der die eigenen Ansichten nicht teilt, sollten Persönlichkeiten mit verinnerlichter kommunistischer Moral entstehen lassen, bedingungslose Befehlsempfänger der Parteiführer – Täter auf Abruf.

Die Erziehung zum Haß (sie schließt eine Erziehung zur strengen Parteilichkeit für die SED-Führer mit ein), die geistige Militarisierung begann in der DDR spätestens im Kindergarten (vgl. Schirrmeister 1987). Zwar mißlang die von den SED-Führern verlangte „massenhafte Produktion sozialistischer Persönlichkeiten“ – und mehr als drei Millionen Menschen flohen aus der DDR – indes, der Schaden für die, die blieben, ist unermeßlich.

Die schlimmste Folge aus vielen Jahrzehnten verbrecherischer Diktatur ist, daß sie die Menschen tief zeichnete, ihre Persönlichkeit verbog, verkrüppelte und zerstörte. Ganze Generationen wurden um Lebensglück und Freiheit betrogen, wurden der Arbeit entfremdet und jeder demokratischen Tradition und Erfahrung beraubt.

II.    Erziehung zum Haß – Zitate aus SED-Quellen

Zur moralischen Bewertung von Haß durch die SED

„Haß auf den imperialistischen Feind. Wie sollte er häßlich sein und abstoßend, wo er doch geboren ist aus der Liebe zu unserem sozialistischen Vaterland, zum Frieden, zur Gerechtigkeit unseres Kampfes? [...]“
„Haß auf den imperialistischen Feind ist nichts Häßliches. Er ist aus der Liebe zu unserem sozialistischen Vaterland geboren und gibt uns Kraft, alles für seinen Schutz und seine Verteidigung zu tun“
(Karl Heinz Freitag: „Ist Haß wirklich etwas Häßliches… ?“, Berlin Ost 1981; zit. bei Schirrmeister 1987, S. 229 f.).

„Die Erziehung zum Haß ist notwendig, sie muß Bestandteil unserer Erziehung zu einem kämpferischen Humanismus und zum sozialistischen Patriotismus sein.
Haß ist in unserer Zeit als politisch-moralisches Gefühl, ein ebenso hoher sittlicher Wert wie die Liebe[...]“
(Pädagogik, Berlin Ost 1957, H. 4, S. 264/269; zit. bei Sauer/Plumeyer 1991, S. 51; vgl. Gries/Meck 1993).

Wer ist ein Feind?

„Es gilt nun endlich Schluß zu machen mit diesem von den Kriegstreibern organisierten Geschwätz, wir werden nicht auf unsere Brüder schießen“ (SED-Bezirkssekretär Fröhlich in der Leipziger Volkszeitung vom 10. April 1955; zit. bei Sauer/Plumeyer 1991, S. 50).

„Alle Angehörigen der NVA müssen so erzogen werden, daß sie einen Krieg zwischen der DDR und der Bundesrepublik nicht etwa als einen Bruderkrieg auffassen. Die Soldaten der NVA müssen wissen, daß jeder, der die Errungenschaften der DDR antastet, als Klassenfeind zu behandeln ist, auch wenn es der eigene Vater, Bruder, Schwager oder sonstwer ist“
(Walter Ulbricht vor Kommandeuren und Politoffizieren der NVA am 29. Juni 1957; zit. bei Sauer/Plumeyer 1991, S. 50).

Jeder, „der den Sozialismus angreift, ihn gefährdet oder zu gefährden droht – gleich in welcher Erscheinung er auftritt, welcher Klasse er angehört, in wessen Namen zu handeln er vorgibt -, ein bewußter oder unbewußter, ein direkter oder indirekter Interessenvertreter des Imperialismus, ist ein Feind des Sozialismus und damit mein persönlicher Feind“
(Arno Bendrat/Klaus Freudenreich: Politische Schulung…, Berlin Ost 1977; zit. bei Schirrmeister 1987, S. 232).

Vermittlung des Feindbildes im Kindergarten

„Böse Menschen
sind Faschisten;
wollen Krieg;
sind habgierig und reich;
sind Grafen;
überfallen ein anderes Land;
rauben, zerstören Häuser, töten;
wollen nicht lernen (!) gut zu werden;
sind aus unserem Land vertrieben und gewinnen nicht (aber sie gibt es noch)“
(BUMMI; Sterngeschichten, Berlin Ost 1986; zit. bei Schirrmeister 1987, S. 37).

Die Herausbildung von Feindbildern, die Erziehung zu strenger Parteilichkeit für die SED-Führer und die Erziehung zum Haß bildeten eine Einheit und waren oberster Parteiauftrag. Diese fortgesetzte Indoktrination betrieb die SED, skrupellos an die Persönlichkeitsmerkmale der Betroffenen angepaßt, von den Kinderhotels bis zu den Alten- und Behindertenheimen, von den Schulen bis zu den psychiatrischen Anstalten und den Zuchthäusern. In allen Sozialisationsinstanzen der DDR waren die Vermittlung von Feindbildern und die Erziehung zu Haß vorrangiges Ziel – beide waren integrierter Bestandteil jeder Ausbildung und jeden Faches. In den „Aufgabenstellungen des Ministeriums für Volksbildung und des Zentralrates der FDJ“ von 1969 heißt es:

Die Schuljugend sei „mit glühendem Haß gegen die imperialistischen Feinde unseres Volkes und der Menschheit“ zu erfüllen; die Erziehung der „Schüler zum Haß auf den imperialistischen Klassenfeind“ wurde von der SED zur wichtigsten Aufgabe des Lehrers erhoben (zit. bei Schirrmeister 1987, S. 39). Im Jahre 1971 mahnte das Ministerium für Volksbildung der DDR (ebd., S. 39 f.):

„Alle Pädagogen“ hätten weiterhin die „Schüler zu lehren, den Imperialismus, vor allem die westdeutschen Imperialisten – unter welcher Maske sie ihre Absichten auch immer verbergen mögen – zu durchschauen und leidenschaftlich zu hassen, die Mädchen und Jungen so zu erziehen, daß sie bereit und fähig sind, den Sozialismus gegen alle Anschläge zu schützen.“

„Das Freund-Feind-Bild des sozialistischen Staatsbürgers ist von fester Freundschaft zu unseren Klassenbrüdern und von Haß und Abscheu gegenüber den Klassenfeinden, den Feinden unseres sozialistischen Vaterlandes und allen Feinden des Sozialismus geprägt“
(Horst Adam: Philosophisch-pädagogische Probleme des Freund-Feind-Bildes…, Berlin Ost 1970, zit. bei Schirrmeister 1987, S. 22).

Aus einem offiziellen Brief, gerichtet an die Eltern von Schulanfängern

„Lassen Sie etwa zu, daß die Feinde des Guten, die Vertreter des Krieges mit Hilfe der westlichen Fernseh- und Rundfunkstationen durch Lüge und Hetze versuchen, auf Sie und auf ihr Kind Einfluß zu gewinnen? Sie dürfen nicht zulassen, daß ihr Kind diesem Gift ausgesetzt wird. Sie bringen es in große Konflikte, schaden damit dem Kind und seiner Entwicklung‰ (Unser Kind kommt zur Schule. Ein Brief an alle Eltern der Schulanfänger 1970, Berlin Ost o.J. [1970], S. 14 f.).

Aus der ABC-Zeitung für Grundschulkinder

„Denn würden wir den Frieden nicht gemeinsam schützen, hätten wir Krieg. Die Feinde des Sozialismus sind nämlich noch stark. Deshalb müssen wir stärker sein als sie. Und wir sind stärker. Aber nicht, weil wir mehr Soldaten, sondern weil wir bessere Soldaten haben. Soldaten, die wissen, daß die Völker nur im Sozialismus glücklich leben“ (ABC-Zeitung, 35. Jg., H. 2, Berlin Ost 1981, S. 11).

Aus dem Staatsbürgerkundebuch für die 7. Klasse:

„In der BRD wird das Volk mit teils raffinierten, teils brutalen Herrschaftsmethoden unterdrückt, und seine Interessen werden mißachtet. In den Zeitungen, im Rundfunk und über das Fernsehen werden täglich Faschismus und Militarismus, Mord und Verbrechen verherrlicht oder verharmlost. Der Imperialismus braucht die Verrohung und die Verdummung der Menschen, damit sie seine räuberischen und verbrecherischen Ziele unterstützen. [...] Die BRD ist ein Staat der Unmenschlichkeit, der geistigen Unfreiheit und der Unterdrückung des fortschrittlichen Denkens. In diesem Staat werden ständig grundlegende Rechte und Freiheiten des Menschen verletzt, um die kapitalistische Klassenherrschaft zu erhalten“
(Staatsbürgerkunde 7, Berlin Ost 1979, S. 102 f.).

„Es kommt nicht primär auf die Erkenntnis der bestehenden Gesellschaftsordnung in der Bundesrepublik an, sondern Ziel des Unterrichts ist Haß auf den volksfeindlichen Charakter der in Westdeutschland bestehenden Gesellschaftsordnung“ (Ekkehard Sauermann et al.: Unterrichtshilfen. Staatsbürgerkunde 9. Klasse, Berlin Ost 1967, S 134).

Treue zur Partei der Arbeiterklasse“ und unversöhnlicher „Haß gegen die Feinde des Volkes und des Sozialismus“ (Handreichung zur sozialistischen Wehrerziehung, Berlin Ost 1974, S. 29) waren die wichtigsten Ziele der Wehrerziehung in den Schulen.

Erziehung zum Haß in der Nationalen Volksarmee

„Haß!
Schreit doch den Haß in jede Wohnung,
lernt doch zu hassen ohne Schonung.
Haß!
Tragt ihn hinein in die stillen Gassen,
lehrt auch die Blumen, heiß zu hassen.
Haß!
Allerorts und zu jeder Stunde,
Haß auch in trauter Kaffeerunde.
Haß!
Sei jetzt mein Freund, sei mein Gefährte,
führe die Hand an meinem Schwerte.
Haß!
Kehre in meine Feder wieder,
werde das Lied jetzt aller Lieder.
Haß!
Und keine Liebe? Keine Liebe!
Haß nur übt die Vergeltung! ‘Übe!’“

(Freiheit aus Halle/Saale vom 6. November 1959, S. 2; zit. bei Sauer/Plumeyer 1991, S. 51).

Die vorangegangenen Zitate und besonders das vorstehende Gedicht sprechen für sich. Die SED-Führer setzten ganz bewußt die zerstörerische Wirkung von Haß für ihre Ziele ein. Haß – so behauptete die kommunistische Partei – habe höchsten moralischen Wert, wenn er auf den Feind gerichtet sei. Wir sehen das anders: Haß ist ein beherrschendes, destruktives, Positives verdrängendes, zerstörerisches, intensives Gefühl der Abneigung und Feindschaft bis hin zur Vernichtung des Gegners. Haß zerstört die Persönlichkeit und die Grundlagen der Gesellschaft – er ist das Gegenteil von Liebe. Erziehung zum Haß ist ein Verbrechen.

Feindbild und Erziehung zum Haß beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS)

Als Feinde definierte das MfS

„Personen, die in Gruppen oder individuell dem Sozialismus wesensfremde politisch-ideologische Haltungen und Anschauungen absichtsvoll entwickeln und in ihrem praktischen Verhalten durch gezieltes Hervorrufen von Ereignissen oder Bedingungen, die die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung generell oder in einzelnen Seiten gefährden oder schädigen, eine Verwirklichung dieser Haltungen und Anschauungen anstreben“ (Wörterbuch… 1993, S. 110, Stichwort „Feind“).

„Als immanenter Bestandteil der Ideologie und des moralischen Wertsystems gehört das wissenschaftlich begründete, reale und aktuelle F. zu den wesentlich charakteristischen Merkmalen der tschekistischen Persönlichkeit“ (ebd., S. 111; Stichwort „Feindbild, tschekistisches“).

Und unter Haß verstand das MfS:

„Intensives und tiefes Gefühl, das wesentlich das Handeln von Menschen mitbestimmen kann. [...]

Der moralische Inhalt des H. ist abhängig vom Gegenstand, auf den er gerichtet ist, und kann daher wertvoll und erhaben oder kleinlich und niedrig sein. H. zielt immer auf die aktive Auseinandersetzung mit dem gehaßten Gegner, begnügt sich nicht mit Abscheu und Meidung, sondern ist oft mit dem Bedürfnis verbunden, ihn zu vernichten oder zu schädigen“ (ebd., S. 163; Stichwort „Haß“).

In den A- und B-Dissertationen der Juristischen Hochschule des MfS wurde u.a. festgelegt:

„Eine entscheidende Aufgabe zur Erhöhung der Qualität der Arbeit mit IM ist die ständige Vermittlung eines aufgabenbezogenen und realen Feindbildes an die IM.

Es kommt deshalb besonders unter den gegenwärtigen und perspektivischen Klassenkampfbedingungen darauf an, die Inoffiziellen Mitarbeiter, die unsere Hauptkräfte im Kampf gegen den Feind sind, noch allseitiger und zielstrebiger unter Berücksichtigung ihrer Einsatzrichtung, ihrer Kenntnisse, Erfahrungen, Zuverlässigkeit und anderen Faktoren zum rechtzeitigen Aufspüren und Erkennen, zur Bekämpfung und Liquidierung feindlicher Tätigkeit zu qualifizieren und zu erziehen“ (Opitz et al. 1976, S. 203 f.; IM = Inoffizieller Mitarbeiter).

„Ein klares, auf die jeweilige Einsatzrichtung und zu lösende Aufgabe bezogenes, reales Feindbild der Inoffiziellen Mitarbeiter ist darum [...] eine notwendige Voraussetzung für die rechtzeitige vorbeugende Verhinderung, Aufklärung, Dokumentierung und Liquidierung aller subversiven Anschläge des Feindes, [...]. Das richtige Bild vom Feind ist also ein notwendiger Bestandteil des Bewußtseins der Inoffiziellen Mitarbeiter“ (ebd., S. 206).

„Ein klares und präzises Feindbild versetzt unsere Inoffiziellen Mitarbeiter in die Lage, sich auf die Konfrontation mit dem Feind vorzubereiten, ihn zu hassen und sich in allen Situationen als standhafte Patrioten zu verhalten“ (ebd., S. 209).

„Die Inoffiziellen Mitarbeiter werden durch die Vermittlung des Feindbildes nicht nur dazu befähigt, den Feind aufzuspüren und zu erkennen, sondern auch zum Haß gegen ihn erzogen. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, bei der direkten Konfrontation mit dem personifizierten Feind, bei ihrem Einsatz zur Bearbeitung feindlicher Personen, Personengruppen bzw. direkt im Operationsgebiet nicht nur die feindlichen Pläne und Absichten zu erkennen, sondern den sich tarnenden Feind auch politisch-ideologisch, rechtlich und moralisch als Feind zu bewerten und nicht etwa nur als ‘Gegenspieler’ zu betrachten“ (ebd., S. 210; Operationsgebiet = nichtsozialistisches Ausland, insbes. Bundesrepublik Deutschland).

III.    Von Haß zu Mord – wie die kommunistische Saat des Verbrechens aufging

1   Das Ministerium für Staatssicherheit
- das wichtigste Machtinstrument der SED-Führer

Die wichtigste Rolle bei der Durchsetzung der Ziele der Parteiführer (und dabei vor allem des Erhalts deren Machtmonopols) spielen die kommunistischen Geheimdienste. Sie scheuten kein Verbrechen, wenn es im Interesse der Parteiführer lag. Immer gilt es zu beachten: Das MfS war das Produkt und das wichtigste Werkzeug der SED-Spitze; für die Untaten dieser kriminellen Organisation zeichnet deshalb die SED nicht minder verantwortlich.

Grundsätzlich hatte das MfS „alle Maßnahmen im Kampf gegen äußere und innere Feinde so zu gestalten und umzusetzen, daß sie dem Schutz und der Durchsetzung der Politik der SED maximal“ entsprachen (Grabsch et al. 1988, S. 254).

Karl Wilhelm Fricke und Bernhard Marquardt (1995, S. 1) erkennen treffend: „Schwer lastet das Erbe der DDR-Geheimdienste auf dem wiedervereinigten Deutschland.“ Allein hinsichtlich der Spionageabteilung des MfS – die lange Zeit Markus Wolf leitete, der heute seine Freiheit gegen seine Opfer nutzt (z.B. durch Verschleierung und Verniedlichung seiner Taten) – wird ausdrucksvoll zusammengefaßt (ebd.):

„Der Spionage-Apparat des Ministeriums für Staatssicherheit, die Hauptverwaltung Aufklärung (HV A), hatte Orwellsche Dimensionen und arbeitete ohne jede Kontrolle mit weitreichenden Zwangsbefugnissen, mit menschenverachtender Skrupellosigkeit.

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Ungeheuerlichkeiten aus dem HV A-Schattenreich bekannt werden: grausame Folterzellen und Verhörpraktiken, Kontakte zu Rechtsextremisten, Sabotage an Kernkraftwerken, Verschleppungen und inszenierte Unfälle mißliebiger Personen, Unterstützung terroristischer Vereinigungen und einer kommunistischen Untergrundarmee.“

Nur ein Promilleanteil der SED-Untaten gelangte nach der Wende überhaupt bis vor die Justiz – und das sind teilweise die gleichen Staatsanwälte und Richter wie vorher. Die SED-“Juristen“: Richter, Staats- und Rechtsanwälte wurden durch den Einigungsvertrag außergewöhnlich privilegiert; das Land Berlin z.B. „mußte dadurch bei der Wiedervereinigung 727 Rechtsanwälte und Notare aus Ost-Berlin ungeprüft übernehmen“ (Winters 1996, S. 4; vgl. Deutscher Richterbund 1996; Rüthers 1995; Meck/Gries/Voigt 1996). Eine führende SED-Juristin – Rosemarie Will – soll „nach dem Willen der SPD in Brandenburg“ sogar Verfassungsrichterin werden (Koschyk 1996, S. 11). Die kommunistischen Täter und ihre Opfer begegnen sich so wieder in den alten Rollen – das ist eine Verhöhnung der SED-Opfer und stellt den Rechtsstaat in Frage. Recht wird zur Beliebigkeit. Nur bei wenigen Tätern kam es zu einer Anklage, nur einzelne wurden verurteilt – und diese kamen fast alle mit geringen Bewährungsstrafen davon. MfS-Minister Erich Mielke ist frei und genießt teuren Personenschutz. Die Mehrheit der Täter ist nach wie vor organisiert (z.B. in der PDS), verhöhnt ihre Opfer, benachteiligt sie in Ausübung und unter Ausnutzung ihrer alten und neuen Ämter, baut ihre Seilschaften aus und stört mit ungebrochener krimineller Energie (oft in einflußreichen Positionen) nachhaltig den Aufbau in den neuen Bundesländern. Hoch dürfte der Anteil ehemaliger MfS-Agenten sein, der nunmehr Spionage für die russischen Geheimdienste treibt (vgl. Fricke/Marquardt 1995, Bukowski 1996; Hacker 1994).

2   Dienstanweisung an „Unter-Teufel“:
Die „Einsatzgrundsätze und Hauptaufgaben der Einsatzgruppen im Operationsgebiet“

Im Jahre 1981 erstellte das Ministerium für Staatssicherheit der DDR eine zehnseitige Anweisung (unterzeichnet von MfS-Oberst Stöcker, der Leiter des Arbeitsgebietes „S“ und Mielke direkt unterstellt war) für seine Mitarbeiter unter dem Titel „Einsatzgrundsätze und Hauptaufgaben der Einsatzgruppen im Operationsgebiet“ (siehe Dok. 1). Es wurde dabei vorausgesetzt, daß die Mitglieder der Einsatzgruppen „jederzeit [...] aktive Aktionen gegen den Feind und sein Hinterland erfolgreich durchführen [...] können“ (S. 1).

Die hier zur Auswertung vorliegende Fassung der Einsatzgrundsätze wurde noch im Jahre 1988 abgezeichnet, war also weiterhin in Kraft. Womit beschäftigte sich diese Vorlage nun im einzelnen?

Es ging um die Bereitschaft der MfS-Einsatzgruppenmitarbeiter, im „Operationsgebiet“, das heißt im nichtsozialistischen Ausland und vor allem in der Bundesrepublik Deutschland, im Sinne der DDR auf Befehl aktiv zu werden („erfolgreiche Aktionen zu führen“; ebd.). Die Einsätze sollten sich auch gegen Personen richten. Diese Aktionen seien stets „überraschend“ und „geheim“ (S. 2) durchzuführen und sollten sich vor allem durch „die Erreichung maximaler Ergebnisse bei minimalem Einsatz von Kräften und Mitteln“ (ebd.) auszeichnen. Die Geheimhaltung umfaßte dabei auch die Tatsache, daß Rückschlüsse auf die Handelnden oder gar eine Verbindung zur DDR ausgeschlossen werden mußten. „Die Durchführung aller Kampfaktionen muß so erfolgen, daß keine Rückschlüsse und Zusammenhänge für den Feind erkennbar werden“ (S. 3). Erkennbar wird an dieser Stelle aber etwas anderes: Für das MfS und damit für die DDR war ein nichtsozialistischer Staat in erster Linie immer und überall ein „Feind“ und mußte auch stets als ein solcher behandelt werden (wie bereits festgestellt, waren die Anweisungen bis zum Ende der DDR in Kraft), ganz gleich, wie die gleichzeitigen offiziellen politischen Verlautbarungen klangen, welche Verträge gerade abgeschlossen waren und welche Gespräche gerade geführt wurden.

Diese Einsatzgrundsätze galten ausdrücklich auch „unter relativ normalen, friedlichen Bedingungen“ (S. 1.)

2.1   Einsatz „unter relativ friedlichen Verhältnissen“

Obwohl dieser kürzeste Unterpunkt der Einsatzgrundsätze nur eine knappe Dreiviertelseite umfaßt, ist er bei weitem der brisanteste. Er enthüllt nämlich, welche Aufgaben die Einsatztruppen im „Operationsgebiet“ während solchen Zeiten hatten, in denen allein schon ihre Anwesenheit dort mit keinem Argument zu rechtfertigen war. Weder wurde die DDR nämlich unter diesen Verhältnissen mit Krieg überzogen, noch war sie von einem solchen bedroht. Dennoch aber verfügten die MfS-Vorgesetzten unter anderem:

  • „Liquidierung oder Beibringung von Verrätern;
  • Liquidierung bzw. Ausschaltung führender Personen von Terrororganisationen, deren Tätigkeit gegen die staatliche Sicherheit der DDR gerichtet ist“ (S. 10).

Wie auch immer man sonst den Begriff „Liquidieren“ interpretieren mag, wenn er auf eine Gruppe oder Organisation (auch eine Firma) bezogen wird – im Zusammenhang mit Einzelpersonen kann es nur die Bedeutung vernichten, und das meint töten, haben; denn ein Individuum kann nicht „aufgelöst“ werden und anschließend in anderer Form weiterexistieren. In dieser Liquidierung von Gegnern sahen MfS-Mitarbeiter ihre wichtigste Aufgabe. So erklärte Eckehard Missal (1988, S. 31) in seiner Diplomarbeit an der Juristischen Hochschule Potsdam:

„Es besteht die Notwendigkeit, den Nutzeffekt der politisch-operativen Arbeit in allem drei Richtungen zu erhöhen, wobei die Feindbekämpfung und seine Liquidierung bei der Organisierung und Umsetzung der politisch-operativen Arbeit die Priorität besitzt“ (ebd.).

Was Liquidierung in diesem Zusammenhang für das MfS in der Regel bedeutete, sagt die Antwort auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk an die Bundesregierung aus:

„Die ‘Liquidierung’ wird in einem anderen MfS-Papier aus dem Jahre 1973 definiert als ‘physische Vernichtung von Einzelpersonen und Personengruppen’, erreichbar durch ‘Erschießen, Erstechen, Verbrennen, Zersprengen, Strangulieren, Erschlagen, Vergiften und Ersticken’“ (Dok. 2, S. 2).

Es sei an dieser Stelle noch einmal besonders darauf hingewiesen, daß diese Maßnahmen in Friedenszeiten durchzuführen waren. Also handelte es sich um eine Anweisung zu organisiertem und staatlich abgesegnetem Mord.

Natürlich bestimmte dabei das MfS, wer ein Verräter war, der getötet oder verschleppt werden durfte, wer sich durch welche Handlung oder Unterlassung als zu liquidierender Feind qualifizierte. Es lag auch in seinem Interpretationsspielraum, eine beliebige Gruppe von Menschen der feindlichen Tätigkeit gegen die Sicherheit der DDR zu bezichtigen. Der Grundsatz, daß die Beweislast beim Kläger liegt, und die Tatsache, daß es zwischen Staaten, die nicht Krieg miteinander führen, Vereinbarungen gibt, wirkliche Kriminelle durch deren Polizei- und Sicherheitskräfte verfolgen zu lassen, wurden von Politbüro und MfS eklatant außer Kraft gesetzt.

Grundsätzlich galt in jedem Falle – und das heißt eben ausdrücklich auch in spannungsarmen, friedlichen Zeiten für alle Aktionen -: „Das hat unter Ausnutzung der sich in den imperialistischen Staaten zeigenden Szene der Terror- und Gewaltverbrechen, durch Tarnung und Vortäuschung von Havarien, Unfällen und anderes zu erfolgen“ (Dok. 1, S. 3).

Bei diesen einzelnen Aktionen der Einsatzgruppen wurden drei Handlungsebenen unterschieden:

  1. der Einsatz unter „relativ friedlichen Verhältnissen“ (S. 10), den wir in diesem Abschnitt behandelt haben;
  2. der Einsatz in „Spannungsperioden“ (S. 8-9);
  3. der Einsatz im Krieg („im Falle bewaffneter Auseinandersetzungen“; S. 5-7).

Dabei darf nie außer acht gelassen werden, daß diese Vorgaben in jenen „friedlichen Zeiten“ galten, als die DDR von westdeutschen Politikern mit ehrenden Staatsbesuchen bedacht und mit regimeerhaltenden Milliardenkrediten beschenkt und unterstützt wurde.

2.2   Einsatz in „Spannungsperioden“

Unter „Spannungsperioden“ wurden in dem vorliegenden Papier solche Zeitläufe eingeordnet, die jederzeit in eine militärische Auseinandersetzung münden können. Folgt man den Ansichten des MfS, die sich beispielsweise auch in den Dissertationen der Juristischen Hochschule Potsdam finden, so waren solche Zeiten der Spannung eigentlich eher die Regel als die Ausnahme. Auch in solchen Zeitläufen hatten die Einsatzgruppen – wie im Krieg (siehe 2.3) – die Aufgabe, zu zerstören, lahmzulegen, zu behindern und zu verunsichern, doch wurden zwei Punkte besonders betont, die bei der direkten kriegerischen Auseinandersetzung offensichtlich keine Rolle mehr spielten (jedenfalls wurden sie in diesem Zusammenhang nicht erwähnt):

  1. „Auslösung von panikerzeugenden Maßnahmen“;
  2. „Unterstützung von Kräften, die gegen den imperialistischen Machtapparat auftreten“ (S. 8).

Es handelte sich hier eindeutig um – strategisch durchaus nicht unübliche – Aktionen im Vorfeld einer kriegerischen Auseinandersetzung, deren Ziel es vor allem ist, die Bevölkerung des gegnerischen Staates zu demoralisieren. Sinnvoll ist ein solcher Einsatz vor allem dann, wenn ein eigener Angriff vorbereitet wird und der Verteidigungswille des „Feindes“ gelähmt werden soll, kaum aber als Prophylaxe gegen gegnerische Kriegspläne.

2.3   Einsatz im Krieg

Wenn von bewaffneten Auseinandersetzungen die Rede war, ging die DDR offiziell stets von einem Angriffskrieg der „Imperialisten“ auf grundsätzlich nicht-aggressive sozialistische Staaten aus. Trotzdem spielten sich die im Einsatzpapier geplanten Aktivitäten der MfS-Einsatzgruppen gegen die Feinde in Kriegszeiten durchaus nicht in einer von „Imperialisten“ besetzten und unterjochten DDR ab, sondern auf dem Gebiet der kriegführenden, angreifenden kapitalistischen Staaten.

Es handelt sich bei den hier vorgestellten Maßnahmen, die von der Ausschaltung von Führungskräften bis zur Demoralisierung von Soldaten reichten, ausnahmslos um solche, die im Feindesland greifen sollen. Differenziert wird dargestellt, wer und was alles zerstört, ausgeschaltet, beschädigt, behindert, besetzt oder verunsichert werden sollte: Führungskräfte aller Art, Machtträger, Volksmassen; Verwaltungen, Nachrichtenverbindungen, Massenkommunikation; Treibstoffversorgung, Kraftwerke; Eisenbahnverkehr, alle Art von Transportwesen auf der Straße, der Schiene, dem Wasser und in der Luft; Industrieanlagen jeglicher Art; die Mobilisierung von Reservisten, Aufmarsch und Nachschub, militärische Führungsstellen und anderes mehr. Auch bei rudimentärer Kenntnis militärischen Vorgehens – und das MfS hatte sicherlich recht ausgefeilte Kenntnisse – erscheint es kaum glaubhaft, daß eine subversive Geheimdienstarmee in ein hochgerüstetes Land, das sich im Stadium der Mobilmachung bzw. des Angriffs befindet, unbemerkt, ungesehen und ungehindert eindringen kann, um diesen Krieg dann durch breitgefächerte Zerstörungsmaßnahmen im allerletzten Moment doch noch vom Staatsgebiet der DDR abzuwenden. Über die Art und Weise, wie diese Befehle nun in reales Handeln umgesetzt werden sollten, sagen die Einsatzgrundsätze allerdings nichts aus. Auch nicht darüber, wie die Mitarbeiter überhaupt in die im Kriegsfalle sicherlich nicht ungeschützten Knotenpunkte der feindlichen Logistik hineinkommen sollten. Für diese Art der Planung gibt es nun drei mögliche Erklärungen:

  1. Möglicherweise handelte es sich lediglich um Sandkastenspiele zur Selbstberuhigung, die beweisen sollen, daß man für jeden Fall gewappnet und den „Imperialisten“ auch als Opfer eines Angriffskrieges gewachsen und sogar überlegen war.
  2. Vielleicht hatte das MfS tatsächlich in jedem nur irgendwie relevanten Bereich der Bundesrepublik Deutschland (und jedes anderen „imperialistischen“ Staates) – von der obersten Regierungsbehörde über städtische Wasserwerke bis hin zu einer privaten Kugelschreiberfabrik – bereits seine Einsatzgruppenmitglieder (keine IMs, für die sind diese Befehle nicht gedacht!), die nur auf den Tag X – nämlich die Mobilmachung „imperialistischer“ Staaten gegen die DDR und den Verteidigungsfall für die DDR – warteten.
  3. Es handelte sich bei den Einsatzgrundsätzen nicht um Verteidigungspläne, wie vorgegeben wird, sondern um den Teil eines konkreten Angriffsplans: die Bestimmungen kommen zeitgleich mit einem Angriff oder auch dann zum Tragen, wenn die „imperialistischen“ Staaten bereits von sozialistischen besetzt („befreit“) worden sind, aber noch mit militärischem und anderem Widerstand gerechnet werden muß. Darauf läßt auch der Punkt „Inbesitznahme oder Sicherung bedeutsamer Dokumente, Materialien oder Personen“ (S. 7) schließen. Es könnte sich hier durchaus um Patente, bzw. innovative Wissenschaftler und ihre Erfindungen und Forschungsergebnisse oder dergleichen handeln.

Die dritte hier angesprochene Möglichkeit scheint alles in allem die überzeugendste zu sein. Schließlich ist inzwischen bekannt, daß in der DDR nicht nur schon die neuen Orts- und Straßenschilder für eine einstmals „befreite“ Bundesrepublik bereitlagen, sondern auch die Orden für besonderen Einsatz in diesem „Befreiungskrieg“ und daß die sofort zu verhaftenden Personen feststanden.

3   „Tschekistische Kampfaktionen“, „spezifische Mittel und Methoden“, „operativ behandeln“, „liquidieren“

„Tschekistische Kampfaktionen“, „spezifische Mittel und Methoden“, „operativ behandeln“, „liquidieren“ waren Bezeichnungen des MfS für seine Untaten – auch für Mord. Alle diese Verbrechen geschahen letztendlich im Auftrag der SED-Führung; schließlich waren es ihre Institutionen – von der kommunistischen Partei geschaffen, von ihr beauftragt und von ihr angeleitet und kontrolliert. In einem offenen Brief schrieb 1993 der Generaloberst des MfS, Werner Großmann, – „zuletzt Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit und Chef der für Spionage und ‘aktive Maßnahmen’ zuständigen Hauptverwaltung A“ (Fricke 1994, S. 258) – an Wolfgang Schäuble: „Es ist einfach unwahr, daß es in unserer Tätigkeit ‘Entführungen, Anschläge und Morde’ gegeben hat.Sie gehörten weder zu theoretischen Szenarien noch zum praktischen Instrumentarium“ (Hervorhebung D.V.).1

MfS Generaloberst Werner Großmann lügt.

Er kannte die „Einsatzgrundsätze …“ für die tschekistischen Kampfaktionen im Westen, die u.a. Tötung und Verschleppung von „Verrätern“ und führenden „Klassenfeinden“ befahl (siehe hierzu Punkt III.2 sowie Dok.1). Großmann muß um die tschekistischen Kampfmaßnahmen des von ihm geleiteten Bereiches gewußt haben (z.B. Giftmordanschlag auf Familie Welsch oder die Anleitung, Ausbildung und Unterstützung von Terroristen) und kannte mit Sicherheit die „spezifischen Mittel und Methoden“ seines Geheimdienstes.

Nicht nur das MfS tötete, verschleppte und folterte – unter Kontrolle des MfS oder in direkter Mittäterschaft begingen in der DDR auch andere Institutionen Verbrechen. So vor allem die Grenztruppen, die Volkspolizei, die Strafvollzugsorgane, Teile der medizinischen Dienste, die Sektion Kriminalistik an der Humboldt-Universität, die Kriminalisten, die Staatsanwälte und Richter usf.

Das Mitglied des SED-Politbüros, Professor Albert Norden, besuchte 1963 Berliner Grenztruppen und stellte dabei klar (Volksarmee Nr. 41/1963; zit. bei Sauer/Plumeyer 1991, S. 53):

„Ich sage, jeder Schuß aus der Maschinenpistole eines unserer Grenzsicherungsposten zur Abwehr solcher Verbrechen rettet in der Konsequenz Hunderten von Kameraden, rettet Tausenden Bürgern der DDR das Leben und sichert Millionenwerte an Volksvermögen.“ [2; D.V.]

„Ihr schießt nicht auf Bruder und Schwester, wenn ihr mit der Waffe den Grenzverletzer zum Halten bringt. Wie kann der euer Bruder sein, der die Republik verrät, der die Macht des Volkes verrät, der die Macht des Volkes antastet! Auch der ist nicht unser Bruder, der zum Feinde desertieren will.“

Der Schießbefehl von 1961 wurde erst im Frühjahr 1989 aufgehoben; kurz zuvor hatte der DDR-Minister für Nationale Verteidigung – Armeegeneral Heinz Keßler – noch zynisch behauptet (Die Zeit vom 30. September 1988; zit. bei Sauer/Plumeyer 1991, S. 80):

„„Es hat nie! – nie! – einen Schießbefehl gegeben. Den gibt es auch jetzt nicht, das bitte ich mir so abzunehmen – in der Lesart, wie er von bestimmten Seiten verbreitet wurde und zum Teil verbreitet wird“.

Auch Kriegsminister Heinz Keßler lügt.

Gleich so, wie auch die anderen SED-Genossen, wenn sie versuchen, ihre Untaten zu rechtfertigen. Erich Honecker wurde z.B. über jeden Mord, den seine Grenzwächter verübten, ausführlich und schriftlich informiert. Honeckers und des Politbüros Auftrag und Zustimmung waren sich die Täter stets sicher (vgl. Filmer/Schwan 1991).

Morde (Justizmord eingeschlossen),   Entführungen/Verschleppungen, Terror, Attentate, Folter, Unschädlichmachung (z.B. durch Vergiften und Verstrahlen sowie Zwangsbehandlung in psychiatrischen Anstalten; Zerstörung der bürgerlichen Existenz), Unterstützung und Ausbildung von Terroristen und anderen Gewaltverbrechern, Kindesraub/Zwangsadoptionen, Erpressung, Zwangsscheidungen, Terrorurteile, Mißhandlungen, Freiheitsberaubung; Abschiebung von Kranken, Arbeitsunfähigen und Kriminellen in den Westen; Verkauf inhaftierter Regimegegner an die Bundesrepublik Deutschland; Diebstahl/Raub, Verleumdung, Fälschung, Lüge und Zersetzung 3 etc. gehörten immerfort zum „praktischen Instrumentarium“ des SED-Geheimdienstes und seiner Helfer – und zwar nicht „nur“ gerichtet gegen „Verräter“.4

„Diese Ideologie, diese ‘Wirklichkeit’, verpackt in unförmiger Begrifflichkeit und aneinandergereihten Kürzeln, verdeutlicht noch einmal, daß es sich bei MfS-Unternehmungen nicht um Zufallsprodukte oder spontane Entgleisungen verwirrter, es ansonsten gutmeinender Machthaber handelte, sondern um wohldurchdachte Praktiken, die man an einer eigenen Hochschule vermittelte und ständig perfektionierte“ (Dusdal, in: Stasi intern, 1991, S. 7 f.).

Zur Tötung von Staatsfeinden gab es in der DDR viele Möglichkeiten; versuchen wir hier eine Systematisierung, wie sie sich aus Dokumenten – auch bisher nur uns vorliegenden (so u.a. die Fälle Eylert, Geißler, Höppner, Hübner, Krüger, Seum) – ableiten läßt.

1. Erschießen oder durch Minen töten

Die DDR-Grenztruppen dürften bis 1989 weit mehr als 200 Personen umgebracht haben (vgl. Filmer/Schwan 1991, Sauer/Plumeyer 1991). Die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter – die die SPD dem Druck der SED nachkommend schließen wollte! – ermittelte bis 1990 4.444 Fälle „von versuchten und vollendeten Tötungshandlungen“, um DDR-Flucht zu verhindern; etwa 700 Verletzte wurden registriert (Sauer/Plumeyer 1991, S. 79; vgl. Föhrig 1996).

2. Terrorurteile

Bis 1989 dürfte es in der DDR weit mehr als 200.000 politische Urteile und 10.000 Hinrichtungen gegeben haben.

3. Ermordung nach Verschleppung aus dem Operationsgebiet
(in der Regel Bundesrepublik Deutschland)

Fricke (pers. Ausk. 9/1996) schätzt die Zahl der vom SED-Sicherheitsdienst aus dem Bundesgebiet in die DDR Entführten auf 120 Überläufer aus dem MfS und 700 andere „Staatsfeinde“. Von den Überläufern dürften etwa ein Dutzend hingerichtet worden sein; zu den „Staatsfeinden“, die ihre Verschleppung nicht überlebt haben, gibt es noch keine Zahlen.

4. Direkte Liquidierung im Operationsgebiet und in der DDR

Z.B. durch Erschießen, Erdrosseln, Ertränken etc. (unter Vortäuschung eines Unfalls, eines Suizids oder eines „normalen“ Verbrechens).

5. Töten in Haftanstalten

6. Ermordung in Krankenhäusern

In der DDR wurden nicht nur frühgeborene Kinder in Kliniken passiv und aktiv getötet, sondern auch Staatsfeinde in Krankenanstalten umgebracht (z.B. bei Operationen und mittels anderer Methoden).

7. Tötung im Arbeitsprozeß

Z.B. durch Strahlenexposition, gesundheitsschädigende Tätigkeit u.a. bei Zwangsarbeit, Arbeitsunfälle.

8. Beauftragung westlicher Terroristen sowie anderer Schwerverbrecher

Z.B. mit Mord, Attentaten, Sabotage- und Terrorakten sowie Verschleppungen.

Erich Mielke – er war Mitglied des Politbüros der SED und oberster MfS-Führer – wiederholte in einer Kollegiumssitzung am 19. Februar 1982 warnend, was schon seit den 50er Jahren in der DDR gültige Praxis war (Tonbandprotokoll; zit. in Stasi intern, 1991, S. 213):

Wir sind nicht davor gefeit, daß wir mal einen Schuft unter uns haben. Wenn ich das schon jetzt wüßte, würde er ab morgen nicht mehr leben. Kurzen Prozeß. Weil ich Humanist bin. Deshalb hab ich solche Auffassung. [...] Das ganze Geschwafel, von wegen nicht hinrichten und nicht Todesurteil – alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil“ (Hervorhebung D.V.).

Politbüromitglied Mielke sagt hier nichts Neues; selten wurde jedoch das „Über-allen-Gesetzen-Stehen“, wurden die Brutalität und die Skrupellosigkeit dieser kriminellen Organisation von ihrem Chef selbst so treffend und offen gekennzeichnet. Mielke wollte abschrecken, weshalb auch die Verschleppungen und Tötungen von „Verrätern“ im MfS stets bekanntgegeben und „zum Gegenstand einer eingehenden Belehrung“ gemacht wurden (Befehl Nr. 78/54 des Staatssekretärs für Staatssicherheit, Ernst Wollweber, vom 5. März 1954; zit. bei Fricke 1994, S. 260). Schon 1954/55 hatte Wollweber deutlich gemacht (alles zit. bei Fricke 1994, S. 260):

„Es gibt nichts Schlechteres als Verrat an der Sache der Partei, der Arbeiterklasse und des Sozialismus. …

Die Macht der Arbeiterklasse ist so groß und reicht so weit, daß jeder Verräter zurückgeholt wird oder ihn in seinem vermeintlich sicheren Versteck die gerechte Strafe ereilt. Andere Verräter sind zurückgeholt worden und sehen ihrer gerechten Aburteilung entgegen. …

Wie beschlossen und festgelegt, so wurden sie aus Westberlin zurückgeholt, festgenommen, zum Tode verurteilt und hingerichtet.“

Indes, die Verbrechen – u.a. Mord, Verschleppung, Folter – erstreckten sich nicht nur auf „Verräter“ des SED-Geheimdienstes. Verräter an der „Sache der Arbeiterklasse und ihrer Partei“ wurden vom Politbüro und vom MfS je nach der politischen Lage definiert. Zu einem Verräter, einem gefährlichen Klassenfeind, einem kriminellen Menschenhändler, einem subversiven Element, zu einem Spion oder zu einem gegen die DDR gerichteten Terroristen konnten MfS und Politbüro praktisch jeden ihrer Gegner stempeln. Die in den „Einsatzgrundsätzen …“ (Dok. 1, S. 10) des MfS für Zeiten der „friedlichen Koexistenz“ befohlene

„Liquidierung oder Beibringung von Verrätern“ und die „Liquidierung bzw. Ausschaltung führender Personen von Terrororganisationen, deren Tätigkeit gegen die staatliche Sicherheit der DDR gerichtet ist“,

galt für alle Personen, die der SED-Geheimdienst beschlossen hatte, zu verschleppen oder umzubringen. Zwei Beispiele von vielen verdeutlichen das:

Der vom MfS aus Westberlin verschleppte Journalist Karl Wilhelm Fricke ließ sich keiner der gen. Kategorien zuordnen; trotzdem wurde er verschleppt und in einem Geheimprozeß verurteilt. Sein Leben und seine später wiedererlangte Freiheit verdankt Fricke Nützlichkeitserwägungen der SED-Führer.

Dem Fluchthelfer Wolfgang Welsch sowie seiner Frau und seiner siebenjährigen Tochter wurden vom MfS in der Operation „Skorpion“ Thallium in das Essen gemischt, weil die SED-Geheimdienstleute ihn haßten und es ihnen nicht gelang, Welsch aus der Bundesrepublik zu entführen (vgl. Stern Nr. 49 und 50/1993, Müller 1995, Lambrecht/Müller/Sandmeyer 1993). Mit Thallium dürfte Welsch vergiftet worden sein, weil das MfS ihn den qualvollen Tod einer vergifteten Ratte sterben lassen wollte.

In den streng geheimen A- und B-Dissertationen der Juristischen Hochschule des MfS nimmt die Bekämpfung der DDR-Flucht – und in diesem Rahmen auch die Ermordung von Fluchthelfern (z.B. Operation „Skorpion“) – breiten Raum ein. Bei Oberstleutnant Gerd Held et al. (1987) liest sich das dann so:

„Das MfS leistete gegen den staatsfeindlichen Menschenhandel eine bedeutsame Arbeit. Die operative Bearbeitung und Liquidierung einer Vielzahl feindlicher Stellen und Kräfte führte zu Erkenntnissen über die Strategie des Feindes“ (S. 63).

„In der Durchführungsanweisung [...] wurden Schwerpunkte für die politisch-operative Sicherung der Staatsgrenze vorgegeben, die in ihrem Kern beinhalten, [...] feindliche Erscheinungen zu bekämpfen und zu liquidieren“ (S. 144).

Der „Kampf um eine erfolgreiche Zersetzung und Liquidierung“ der „kriminellen Menschenhändlerbanden“ – darunter wird auch Welsch genannt – verlangte vom „MfS besondere Anstrengungen“ (S. 164).

Generalmajor Manfred Hummitzsch et al. (1975) – darunter auch Generalmajor Heinz Fiedler, der an der Mordaktion Welsch maßgeblich beteiligt war und sich 1994 in Untersuchungshaft das Leben nahm (vgl. Robers 1994) – schreiben u.a.:

„Ein wichtiges Anliegen besteht darin, jene Bürger, die die DDR ungesetzlich verlassen haben, in Widersprüche zu Staat und Gesellschaft der BRD und West-Berlin, besonders zur Bevölkerung zu bringen, sie zu diskreditieren, um ihre Eingliederung in diese Gesellschaft zu erschweren sowie andere operative Handlungen unter bzw. mit solchen Personen durchzuführen (auch gegen Menschenhändlerbanden)“ (S. 28).

„Die Bekämpfung der kriminellen Menschenhändlerbanden ist darauf auszurichten, ihre Wirkungsmöglichkeiten systematisch einzuengen und zu verschließen, sie zu verunsichern, zu desinformieren und zu zersetzen, sie in Widersprüche untereinander, zu ihren Auftraggebern und ihrer Umwelt zu bringen, ihnen damit die Fortsetzung ihrer verbrecherischen Tätigkeit zunehmend zu erschweren und letztendlich ihre Liquidierung zu erreichen“ (S. 168).

Der Rektor dieser MfS-Hochschule, Oberstleutnant Willi Opitz et al. (1976), fordert auch die Liquidierung des Feindes:

„Besonders zu beachten sind dabei Personen aus diesen Zielgruppen mit feindlich-negativer, labiler oder schwankender Einstellung zur DDR in guter Vermögenslage oder mit zahlungskräftigen Verwandten/Bekannten im nichtsozialistischen Ausland und in Westberlin.

Von besonderer politisch-operativer Bedeutung sind solche von den IM beschafften Informationen, Beweise und authentische Dokumente zur Zersetzung und Liquidierung der kriminellen Menschenhändlerbanden und zur Unterstützung der offensiven Politik unserer Partei- und Staatsführung“ (S. 63).

„Auch innerhalb der Lösung von linienspezifischen Aufgaben ist eine Differenzierung der konkreten Feindbildvermittlung notwendig.

So bestehen z.B. innerhalb des Komplexes der Sicherung von militärischen Objekten zum Erkennen, Identifizieren und zur Liquidierung von Militärspionen für die einzelnen Einsatzrichtungen der Inoffiziellen Mitarbeiter unterschiedliche Aufgabenstellungen“ (S. 219).

Und als weitere klare Anweisung zum Handeln formulieren Opitz et al. (S. 73, Hervorhebung D.V.):

„Auf vorangegangenen Dienstkonferenzen wurde mehrfach und in umfassender Weise zu inhaltlichen Fragen der weiteren Qualifizierung der Bearbeitung verdächtiger und feindlich tätiger Personen in Operativen Vorgängen Stellung genommen.

Es wurde eine klare und eindeutige Orientierung darauf gegeben, daß die offensive und tatbestandsbezogene Bearbeitung der erkannten Feindtätigkeit die Liquidierung des Feindes, die vorbeugende Verhinderung weiterer subversiver Angriffe [...] eine politische Aufgabe ersten Ranges für alle operativen Diensteinheiten und Linien, für alle Leiter und operativen Mitarbeiter ist“.

Alle Dienstanweisungen, Befehle, Drehbücher und Einsatzgrundsätze etc. blieben immer streng geheim – bei allen Verbrechen, die das SED-Politbüro, das MfS und seine Werkzeuge begingen, galt grundsätzlich:

„- In allen Phasen der Planung, Vorbereitung und Durchführung muß die Konspiration und Geheimhaltung gewährleistet werden.

- Auf die DDR oder andere sozialistische Länder darf nie der Verdacht fallen, daß sie Ausgangspunkte der durchgeführten aktiven Maßnahmen sind“ (Oberstleutnant Erich Falz et al. 1979, S. 759).5

Haß ist die Saat des Bösen. Die Saat für die Verbrechen der Kommunisten war die Erziehung zum Haß. Die Beschlüsse des Politbüros, die Strafgesetze der DDR, die geheimen Befehle, Richtlinien und Einsatzgrundsätze manifestierten diesen gezüchteten Haß auf Andersdenkende. Der Umschlag in die „Endstufe“ des kriminellen Handelns – die praktische Ausführung der Verbrechen – war dann zwangsläufig die Konsequenz.

Unrecht im Kommunismus ist nicht Entgleisung, das Produkt einzelner gutmeinender kaum zurechnungsfähiger Machthaber. Unrecht in der DDR war System – perfekt, selbstregulierend, flächendeckend und menschenverachtend zur Aufrechterhaltung des Machtmonopols der SED-Führungskaste.

Literatur

  • Bukowski, Wladimir: Abrechnung mit Moskau. Das sowjetische Unrechtsregime und die Schuld des Westens, Bergisch Gladbach 1996.
  • Der Staatssicherheitsdienst. Terror als System, hrsg. vom Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen, Berlin o.J.
  • Deutscher Richterbund (Hg.): Handbuch der Justiz 1996, Heidelberg 1996.
  • Falz, Erich (Diss. B)/Fritz Meyer (Diss. B)/Klaus Herzog/Gunter Liebewirth/Horst Sachse/Hans-Georg Schulze/Hans-Dieter Tronicke/Reinhard Grimmer/Gerhard Scherf/Uwe Kärsten: Die Qualifizierung der politisch-operativen Arbeit des MfS zur vorbeugenden Verhinderung und Bekämpfung der gegen die Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR gerichteten politischen Untergrundtätigkeit. Dissertation A und B an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1979 (Vertrauliche Verschlußsache, 806 Seiten).
  • Felber, Horst: Psychologische Grundsätze für die Zusammenarbeit mit IM, die im Auftrage des MfS außerhalb des Territoriums der DDR tätig sind. Untersuchungen an IM der äußeren Spionageabwehr bei direkter Konfrontation mit den feindlichen Geheimdiensten. Dissertation A an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1970 (Geheime Verschlußsache, 291 Seiten).
  • Filmer, Werner/Heribert Schwan: Opfer der Mauer. Die geheimen Protokolle des Todes, München 1991.
  • Föhrig, Friedrich-Karl: Strafe für Unrecht, nicht „Delegitimierung“ oder „Kriminalisierung“ der DDR. Gegen die Redensart von der Siegerjustiz.
    In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 214 vom 13. Sept. 1996, S. 6.
  • Förster, Günter: Die Dissertationen an der „Juristischen Hochschule“ des MfS. Eine annotierte Bibliographie, Berlin 1994.
  • Fricke, Karl Wilhelm: Zur Geschichte der politischen Verfolgung 1945-1968. Bericht und Dokumentation, Köln 1979.
  • Fricke, Karl Wilhelm: „Jeden Verräter ereilt sein Schicksal.“ Die gnadenlose Verfolgung abtrünniger MfS-Mitarbeiter.
    In: Deutschland Archiv, 27. Jg., H. 3, Köln 1994, S. 258-265.
  • Fricke, Karl Wilhelm/Bernhard Marquardt: DDR-Staatssicherheit – Das Phänomen des Verrats – Die Zusammenarbeit zwischen MfS und KGB, Bochum 1995.
  • Gill, David/Ulrich Schröter: Das Ministerium für Staatssicherheit. Anatomie des Mielke-Imperiums, Berlin 1991.
  • Grabsch, Werner/Uwe Silbermann/Rainer Wagner/Werner-Michael Stein/Siegmund Quitschau: Das aktuelle Erscheinungsbild politischer Untergrundtätigkeit in der DDR und wesentliche Tendenzen seiner Entwicklung. Dissertation A an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1989 (Vertrauliche Verschlußsache, 338 Seiten).
  • Gries, Sabine/Sabine Meck: Das Erbe der sozialistischen Moral. Überlegungen und Untersuchungen zum Rechtsbewußtsein in der ehemaligen DDR. In: Dieter Voigt/Lothar Mertens (Hg.): Umgestaltung und Erneuerung im vereinigten Deutschland, Berlin 1993, S. 29-60.
  • Hacker, Jens: Deutsche Irrtümer. Schönfärber und Helfershelfer der SED-Diktatur im Westen, Berlin/ Frankfurt a.M. 1994.
  • Held, Gerd/Steffen Geithner/Wolfgang Thieme/Reicherdt Lutz/Unger (ohne Vorname)/Klug (ohne Vorname): Kampftraditionen und Erfahrungen des MfS aus der politisch-operativen Tätigkeit gegen den staatsfeindlichen Menschenhandel, andere Formen des organisierten Verlassens der DDR und Schlußfolgerungen für die aktuelle und perspektivische Arbeit. Dissertation A an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1987 (Vertrauliche Verschlußsache, 541 Seiten).
  • Hohenecker Protokolle. Aussagen zur Geschichte der politischen Verfolgung von Frauen in der DDR, hrsg. von Ulrich Schacht, Zürich 1984.
  • Hummitzsch, Manfred/Heinz Fiedler/Rolf Fister/Manfred Gruska/Heinz Roth/Gerhard Teichmann/Peter Winkler/Lutz Beckert (Diss. B)/Werner Paulsen (Diss. B): Organisierung der Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens der DDR und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels. Dissertation A und B an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1975 (Vertrauliche Verschlußsache, 452 Seiten).
  • Koschyk, Hartmut: Der Wandel einer SED-Juristin zur Verfassungsrichterin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 219 vom 19. Sept. 1996, S. 11.
  • Lambrecht, Rudolf/Leo Müller/Peter Sandmeyer: Die Mörder von Dienst. In: stern, H. 7, Hamburg, 11. Februar 1993, S. 10-19.
  • Lehmann, Dieter/Willi Opitz/Waldemar Kästner/Erich Falz/Peter Gräßler (Diss. B)/Ulrich Wollermann: Zur Rolle und dem aktuell-politischen Inhalt eines aufgabenbezogenen Feindbildes in der Zusammenarbeit mit IM, zur weiteren Erhöhung ihrer politisch-operativen Wirksamkeit bei der Lösung der dem MfS von Partei und Regierung übertragenen Aufgaben. Die Kernfragen der weiteren Qualifizierung der Trefftätigkeit, abrechenbare Effektivitätskriterien der Zusammenarbeit mit IM. Dissertation A und B an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1976 (Geheime Verschlußsache, 363 Seiten).
  • Löw, Konrad: Der Mythos Marx und seine Macher. Wie aus Geschichten Geschichte wird, München 1996. Meck, Sabine/Sabine Gries/Dieter Voigt: DDR-Juristen im Dienst von MfS und Kirche. In: Christian Striefeler/ Wolfgang Templin (Hg.): Von der Wiederkehr des Sozialismus. Die andere Seite der Wiedervereinigung, Berlin/Frankfurt a.M. 1996, S. 253-288.
  • Missal, Eckehard: Zu neuen Sicherheitserfordernissen aus der umfassenden Einführung von Schlüsseltechnologien, untersucht am Schwerpunktbereich Importvorhaben im Kombinat Oberbekleidung Erfurt. Diplomarbeit an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1988 (Vertrauliche Verschlußsache).
  • Müller, Leo: Stasi Doktorarbeiten – Anleitung zum Mord. In: stern, H. 14, Hamburg, 30. März 1995, S. 222-225. Pustagarow, W.W./Hans Klotz: Die neonazistische Gefahr in der BRD und in Westberlin in der gegenwärtigen Klassenkampfsituation. Dissertation B an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1974 (Vertrauliche Verschlußsache, 529 Seiten).
  • Robers, Norbert: Weshalb der Stasi-Generalmajor Fiedler sich in seiner Gefängniszelle das Leben nehmen konnte. In: Welt am Sonntag, Nr.1, Hamburg, 2. Januar 1994, S. 5.
  • Rüthers, Bernd: Die Wende-Experten. Zur Ideologieanfälligkeit geistiger Berufe am Beispiel der Juristen, München 1995, 2. Aufl.
  • Sauer, Heiner/Hans-Otto Plumeyer: Der Salzgitter-Report. Die Zentrale Erfassungsstelle berichtet über Verbrechen im SED-Staat, München 1991.
  • Schirrmeister, Karl-Günter: Erziehung zum Haß. Geistige Militarisierung in der DDR, Stuttgart 1987.
  • Schmidt, Horst (staatliche Auszeichnung)/Jürgen Wolf/Dietrich Krause: Die weitere Qualifizierung der pol.-op. Arbeit zur Aufdeckung ungesetzlicher Grenzübertritte unbekannter Wege und daraus zu ziehende Schlußfolgerungen für die Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung von Erscheinungen des ungesetzlichen Verlassens der DDR, insbesondere des Ausschleusens von Bürgern der DDR. Dissertation A an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1985 (Vertrauliche Verschlußsache, 207 Seiten).
  • Seifert, Karl-Heinz/Achim Kopf: Zur Herbeiführung der Aussagebereitschaft von Beschuldigten durch Untersuchungsführer des MfS. Dissertation A an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1971 (Vertrauliche Verschlußsache, 446 Seiten).
  • Stasi intern. Macht und Banalität, hrsg. vom Bürgerkomitee Leipzig, Leipzig 1991, 2. Aufl. Winters, Peter Jochen: Der Lebenslauf des Rechtsanwalts interessierte damals niemanden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. September 1996, S. 4.
  • Das Wörterbuch der Staatssicherheit. Definitionen zur „politisch-operativen Arbeit“, Nr. 1, Berlin 1993.

Dokumente

Fußnoten

  1. Werner Großmann: “Verbrechen gehörten nicht zu unseren Szenarien”, in: Neues Deutschland vom 7. Oktober 1993; zit. bei Fricke (1994, S. 258); A = Aufklärung, gemeint ist Auslandsspionage.
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  2. Vgl. Adolf Hitler: Mein Kampf, München 1933, 16. Aufl., S. 772: “Zwölftausend Schurken zur rechten Zeit beseitigt, hätte vielleicht einer Million ordentlicher, für die Zukunft wertvoller Deutschen das Leben gerettet” (zit. bei Sauer/Pumeyer 1991, S. 53, dort auch Fußnote).
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  3. Die Sprache des MfS bedarf noch der wissenschaftlichen Untersuchung. Sie ist der Code, das verfestigte Denken dieser kriminellen Organisation, deren Führung das Machtmonopol besaß und damit fast allmächtig war. Zu den am häufigsten gebrauchten und mit schrecklichen Inhalten gefüllten Begriffen zählen: Liquidieren, Unschädlichmachung, operativ behandeln; lähmen, aufweichen, zersetzen, Beibringung, Zuführung, Haß auf den Feind; geheim, konspirativ, zersplittern, geheime Verschlußsache; ausgrenzen, Vorbeugung, Aufklärung, Verhinderung, Aufweichung, ausschalten, vernichten, Operationsgebiet; zerschlagen, staatliche Sicherheit; tschekistische Kampfaktionen; tschekistische Einzelkämpfer; Feindobjekt, zerstören, Desorganisierung, Behinderung, Sicherstellung, Beschädigung, Inbesitznahme, Verunsicherung, Demoralisierung, Störung, Planorientierung, Durchsetzung politisch-operativer Ziel- und Aufgabenstellungen, IM, spezifische Mittel und Methoden; diskriminieren, Widersprüche schüren; “ihre bürgerliche Existenzgrundlage vernichten”; diskreditieren, “ihre Eingliederung in diese Gesellschaft erschweren”; Staatsgeheimnis, Verräter, kriminelle Menschenhändlerbanden; analytische Tätigkeit; aktive Maßnahmen; Bearbeitung, Befehl, Eindringen, Objekte, Territorien, ungesetzlich, Rückverbindungen, Stützpunkt, Kontakte, politisch-ideologische Diversion, Kontrolle, Bekämpfung, Desinformation, Verhinderung, aufdecken, einschränken, beseitigen, Lücken in der Grenzsicherung, differenzierte Wahrnehmung; Bandenbekämpfung, zentrale Koordinierungsgruppe, Diensteinheit, Verdichtung, wichtige Erkenntnisse; Zielgruppen, Angriffsrichtung.
    (Quelle: Richtlinien und Dienstanweisungen des MfS; die A- und B-Dissertationen sowie Diplomarbeiten der Juristischen Hochschule des MfS in Potsdam; Wörterbuch der Staatssicherheit 1993; Einsatzgrundsätze und Dienstanweisungen/Befehle).
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  4. Siehe hierzu u.a.: Der Staatssicherheitsdienst…; Dokument 1, Felber 1970, Filmer/Schwan 1991, Fricke 1979 ff., Fricke/Marquardt 1995, Gill/Schröter 1991, Held et a. 1987, Hohenecker Protokolle 1984, Hummitzsch et al. 1975, Lambrecht/Müller/Sandmeyer 1993, Müller 1995, Opitz et al. 1976, Sauer/Plumeyer 1991, Schmidt/Wolf/Krause 1985, Seifert/Kopf 1971, Stasi intern 1991.
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  5. Mit 174 Doktorarbeiten promovierten an der Erich Mielke unterstellten Juristischen Hochschule bis 1989 485 (davon 98 B-Promotionen zum Dr.sc.jur.) führende Geheimdienstler (Förster 1994, S. 40 f.). Alle diese Schriften waren in verschiedenen Abstufungen streng geheim; bei einigen Arbeiten durften die Autoren, z.B. Hummitzsch et al. und Falz et al., nicht einmal auf dem Titelblatt erscheinen. Bei anderen Dissertationen wurde das Thema nachträglich in ein harmloses umgeändert. Die mit solchen Anleitungen bzw. Drehbüchern für kriminelles Handeln erworbenen juristischen akademischen Grade und Professorentitel (ganz zu schweigen von den Tausenden “juristischer” Diplomarbeiten) dürfen heute noch getragen werden. Sie fördern die berufliche Karriere – z.B. als Rechtsanwälte – und leisten diesen MfS-Führern auch gute Dienste beim Kampf gegen ihre Opfer (vgl. Gries/Meck 1993, Meck/Gries/Voigt 1996).
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213. Düsseldorf war Stasi-Hauptstadt des Westens

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